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Die zwölf Stunden

[8.28] Der zweite Grund, warum diese weltsüchtige Nation gegen diese Länder noch keine stärker donnernden Expeditionen unternommen hat, sind die damit verbundenen zu großen Unkosten.

[8.29] Der dritte Grund ist dieser, weil dieses Land großen Schiffen vermöge der häufigen Stürme und der vielen Klippen und Sandbänke nicht leichtlich zugänglich ist. —

[8.30] Und so gäbe es noch verschiedene andere eigennützige Gründe, warum diese entfernten, aber doch sehr fruchtbaren Seeländer noch nicht vollends in die despotischen Klauen dieser weltberühmten Nation gekommen sind.

[8.31] Aber nun sehet, da fahren eben einige englische Schiffe, welche da sind ein Mittelding zwischen Kauffarthei- und Kriegsschiffen, wie ihr sehet, gerade nach diesen Ländern; denn jetzt ist alldort schon das Getreide und andere brauchbaren Früchte eingebracht. Denn ihr werdet wohl wissen, daß euer Frühling alldort der Herbst ist.

[8.32] Sehet, und so werden diese Schiffe gerade zur rechten Zeit dahin gelangen. Zählet sie einmal, wie viel daß ihrer sind? Sehet eine ziemliche Karavane mit groß und klein gerechnet 170 an der Zahl; aber damit ihr ihr Thun und Treiben alldort in den Augenschein nehmen möget, so will Ich im Geiste diese Schifffahrt beschleunigen.

[8.33] Nun sehet her; wir sind schon an Ort und Stelle. Sehet, wie diese armen Völker, meistens noch echte Kainiten, vollbeladen mit Körben und von den Engländern eigens dazu hinterlassenen Säcken und Kisten an die Küste eilen, um den vermeintlichen Göttertribut abzustatten; denn diese Armen halten diese Weltsüchtigen für Wesen höherer Art, die zur Erde mittels solcher schönen schwimmenden Häuser von den Wolken gestiegen sind, auf daß sie nach ihrer Meinung am Ende ihrer Welt die Opfer empfingen, die ihnen gebühreten.

[8.34] Daß sie solche höhere Wesen sind, schließen sie daraus, weil sie von diesen Häusern eben so gut blitzen und donnern, und gewaltige Donnerkeile werfen, wie aus den Wolken.

[8.35] Da nun die Tributsnehmer mit solchen Volksschwächen vertraut sind, so geben sie ihre Ankunft auch durch den Kanonendonner zu erkennen, und wenn sie nach einem Aufenthalte von einigen Wochen Alles in ihre Schiffe eingepackt haben, so wird dann als Bezahlung diesen armen Völkchen noch ein großartiges Kanonen- und Raketen-Spectakel gegeben; und dieses Spectakel sagt dann den Einwohnern, daß die Götter hinreichendes Opfer bekommen haben.

[8.36] Damit aber einen solchen Gratisfund auch nicht irgend eine andere Nation macht, so sind kleine Inseln, die diese großen Inseln umgeben, gar wohl mit englischen Forts versehen.

[8.37] Und so sind dadurch diese drei großen Länder selbst als immerwährend gefangen; denn an den einigen Punkten, da diese Länder landungsfähig sind, haben die Engländer ihre Feuerschlünde kreuz und quer aufgepflanzt.

[8.38] Wo aber das Land, wie schon gesagt, unzugänglich ist, da bedarf es auch keiner Wachen. Und so sind diese Welt- und Wassersüchtigen trotz der Souverainetät dieser Länder als die Beherrscher von der Küste bis in's Innerste anzusehen.

[8.39] Hier üben sie freilich keine Grausamkeit aus, d. h. sie schwingen nicht ihre Sclavenpeitsche und Höllenfackel über diese Armen; aber Ich sage: Eben hier ist der Ort, wo diese Menschen sich selbst zu den größten Scheusalen der Erde herab stempeln;

[8.40] denn so lange irgend ein Mensch aus Habsucht und Geiz seine Mitmenschen tyrannisirt, so ist er wohl zu vergleichen einem Teufel, der ein baarer Diener des Satans fist; denn mag die Tyrannei noch so arg sein, so ist doch wenigstens gewiß, daß der gemißhandelte Theil wenigstens bis in den innersten Tropfen des Marks gedemüthigt wird, und es wird ihm, wenn auch auf eine tyrannische Weise, doch wenigstens ein Begriff vom Christenthume beigebracht, in Folge dessen solche Arme im Hinblicke auf Mein Kreuz ihr Elend erträglich und verdienstlich erdulden.

[8.41] Aber wo aus schändlicher Habsucht ein Volk von allem höheren Lichte gänzlich ab- und ausgeschlossen wird, und auf der andern Seite aber dessenungeachtet lügenhafterweise aller Welt ausposaunt wird, welche segenvollen Fortschritte solche Nation macht, während sie im Geheimen in der schändlichsten Finsterniß gelassen wird; höret, solche Kunststücke vermag kein Teufel auszuführen, sondern da muß ein Großmeister Hand an's Werk legen. —

[8.42] Sehet, das ist und gehört zu den größten Gräueln der Erde! Wahrlich, so ein Tyrann tausend unschuldige Menschen durch ein ganzes Jahr hindurch mit den schauerlichsten Marterwerkzeugen möchte um das Leben bringen, daß seine Marterei eine wäre, wie sie keines Menschen Zunge auszusprechen vermöchte, so möchte Ich ihm eher Gnade erzeigen, als solchen Scheusalen aus dem Arschloche des Höllenfürsten.

[8.43] Ihr sehet diese unaussprechliche Grausamkeit freilich wohl nicht gar so ein, als wenn ihr sehen würdet, wie auf einer andern Insel die Menschen bei den Füßen an einen Baumast aufgehängt werden, so daß der Kopf zur Erde hinab reicht, allda sie dann von einer eigenen Art kleiner grüner Ameisen verzehrt werden, und oft am 6ten oder 7ten Tage unter den unaussprechlichsten Schmerzen ihr Leben aushauchen, und dann erst so lange hängen bleiben, bis der letzte Marktropfen aus ihren Gebeinen von den besagten Ameisen verzehrt worden ist;

[8.44] ja Ich sage, euch würden die Haare an der Stelle schneeweiß zu Berge steigen, wenn ihr auf einem andern Orte sehen würdet, wie die Menschen an große Schleifsteine gehalten bis auf die letzte Faser zusammen geschliffen werden, ja ihr würdet euere Augen unvermeidlich schließen, wenn ihr auf einer andern Insel Menschen mit geknebelten Armen und Füßen auf Baumästen an den Geschlechtstheilen würdet aufgehängt antreffen, und das weibliche Geschlecht aber, durch die Schamlippen einen Strick gezogen, hernach erst an den Füßen des männlichen Geschlechtes hängend. —

[8.45] Ich könnte euch dergleichen Grausamkeiten noch in einer Unzahl anführen; allein ihr würdet darinnen nichts erblicken, als allerlei Kreuzigungen, durch welche den Menschen das irdische Leben genommen wird. —

[8.46] Aber sehet, alle diese Grausamkeiten sind kaum als ein Thautropfen gegen das Weltmeer zu betrachten, was eigentlich eine solche geistige Mißhandlung der armen Menschheit ist; denn mag Jemand vom Leibe ein Glied nach dem andern trennen, so wird der Leib eine solche Marter nur bis auf einen gewissen Grad aushalten.

[8.47] Ist es der Seele einmal zu bunt geworden, dann löst sie sich alsobald von ihrer Hülle in Vereinigung mit dem Geiste ab, und da mag hernach der Tyrann den Leib zwicken, geißeln, brennen, schleifen, und kurz was für Grausames ihm noch beliebt, mit denselben vornehmen, so ist das nicht viel anders, als so Jemand von Euch seinem ausgezogenen Rocke Solches anthun möchte; denn der Leib ist nur so lange schmerzfähig, als die Seele in selbem haftet.

[8.48] Hat sich diese empfohlen, wenn es ihr zu bunt geworden ist, so hat auch, wie schon gesagt, aller Schmerz aufgehört. —

[8.49] Allein eine solche Mißhandlung der Seele und des Geistes, eine solche gewinnsüchtige Anlegung der Sclavenketten dem unsterblichen Geiste, das ist mehr, ja Ich sage unendlich mal mehr als alle körperlichen Grausamkeiten, die auf der ganzen Erde verübt werden. Denn meinet ihr, es sei ein Leichtes, solche Sclaven-Geister in ihrer Freiheit hernach zu bekehren? —

[8.50] O sehet, der menschliche Geist ist ein freier Geist; wenn er aber einmal eine Richtung genommen hat, wer vermag sie zu ändern, um den Geist nicht zu vernichten? —

[8.51] Und denket euch, wie es um das Herz des Vaters sein kann, wenn Er gleich einem sorgsamen Hauswirthe unthätig zusehen muß, wie Ihm der Hagel Seine Früchte vernichtet.

[8.52] Daher sage Ich: Wehe euch Tyrannen, ihr werdet mit euren Brüdern, den Teufeln, ihr Loos theilen; aber unendlichmal wehe euch, die ihr Macht in den Händen habt, allen Völkern der Erde ein wahres Licht zu bringen, und ihr thut es nicht, sondern schleudert dieselben aus schnöder Habsucht und Weltgierde noch in größere Labyrinthe der Finsterniß, als sie zuvor in ihrer Unschuld gelegen sind.

[8.53] Ja, Ich sage noch einmal: unendlichmal wehe euch, wenn der zahlende Tag für euch kommen wird; wahrlich, ihr werdet empfangen, was Meine Gottheit in Ihrer allerinnersten Tiefe Ihres Zornfeuers zu erfinden und zu erdenken vermag! — Mehr brauche Ich nicht zu sagen.

[8.54] Denn einen Menschen um seinen Gott zu bringen, ist der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch nicht zu sagen.

[8.55] Mein Wort zu den niedrigsten habsüchtigen und geizigen Zwecken zu gebrauchen, ist eben so, wie alles Vorhergehende, der Gräuel höchster; mehr brauche Ich euch durchaus nicht zu sagen! —

[8.56] So auch, was die andern Inselstaaten bis auf Japan, darüber die neunte Stunde handeln wird, betrifft, so ist bis auf eine Insel in der Mitte des Weltmeeres unter dem Namen Otaheity, beinahe dasselbe, wie bei den früheren Inseln der Fall.

[8.57] Mit dieser Insel geht es auch beinahe wie mit Neuseeland; nur daß man hier auf einigen Punkten derselben für's Erste europäische Waffenübungen eingeführt hat, und hie und da auch das Christenthum; denn diese Insel, so klein sie auch gegen die andern ist, so versieht sie aber jetzt beinahe die sämmtlichen englischen Inselstaaten mit Schwefel und bestem Salnitersalze, aus welcher Ursache dort auch sehr bedeutende Pulverfabrikationen angelegt sind; denn der Boden dieser Insel ist beinahe pur Schwefel, aus welchem Grunde sich alldort auch einer der größten Feuerspeier befindet, dessen Krater mehrere Stunden im Umfange hat, und stets voll glühender Lava ist.

[8.58] Und somit genüge es euch für die heutige 8te Stunde; denn vermöge der kleinen Einleitung, die Ich euch in dieser Stunde sowohl körperlich als geistig gegeben habe, wird euch die nächstfolgende 9te Stunde anschaulichere Aufschlüsse verschaffen. Amen.

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