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Die zwölf Stunden

Fünfte Stunde

Versklavung

Nordamerika. Sklavenhandel unter einer moralischen Politik. Gräuel der Sklaverei auf einer Zuckerplantage.

[5.1] Und nachdem wir uns jetzt auf dem Meer herum schiffend befunden haben, so lasst uns denn ein solches Sklavenschiff besteigen, und mit demselben unter sehr günstigem Wind ebenfalls und zwar nach Nordamerika segeln.

[5.2] Da seht, dieser grüne Streif, der sich da anfängt zu zeigen, ist schon ein wohlbekannter nordamerikanischer östlicher Küstenstrich.

[5.3] Seht, wie es immer deutlicher und deutlicher wird; seht, schon bemerkt ihr eine große Stadt, versehen mit einem großen Hafen.

[5.4] Nun seht, wir sind vollends da, wie es wogt und wimmelt von gewinnsüchtigen Menschen auf den Schiffen, in dem Hafen und auf den Wällen desselben.

[5.5] Seht jetzt, soeben werden die freien Sklaven ans Land gesetzt, alles läuft und rennt dahin; aber da kommt ein überaus wohlgenährter Zuckerplantagen-Inhaber, und verdingt die Sklaven in seinen Dienst.

[5.6] Dem Schiffskapitän, der an diesen Sklaven ein so menschenfreundliches Werk ausgeübt hat, wird zwar für die überbrachten Sklaven kein Kaufschilling geboten, sondern es wird ihm bloß eine wohlgenährte Belohnung für seine menschenfreundlichen Gesinnungen dargereicht.

[5.7] Nun seht, auf diese Weise bekommt solche grausliche Mäklerei freilich eine äußere Humanität und Schein von Menschen- und Nächstenliebe; aber im Innern ist sie nichts anderes als derselbe Sklavenhandel, nur unter einer moralischen Politik.

[5.8] Da sich aber die Sache so verhält, so wollen wir einen kleinen Blick auf eine solche Zuckerplantage tun; und damit wir nicht lange auf unserer Tafel herumzusuchen brauchen, so seht nur alsogleich hierher!

[5.9] Da unweit außer der Stadt, seht da, in der Mitte der Tafel ist gerade die sehr bedeutende Plantage unseres früher gesehenen großmütigen Belohners der Menschlichkeit.

[5.10] Da seht hin auf einen kleinen Teil nur seiner Besitzung, wie da 100 solcher Armen fast ganz nackt unausgesetzt arbeiten müssen.

[5.11] Seht, wie hinter je 10 ein ebenfalls gut aussehender Sklavenvogt, mit Flinte und Schwert bewaffnet, und obendrauf noch eine scharfe Hetzpeitsche in der Hand hält, und wie sich ein Armer nur eine Minute lang von der Erde aufrichtet, um seinen Arbeitsschmerz zu lindern, da ihm durch das beständige Gebücktsein beinahe alle Glieder steif geworden sind, seht nur hierher, und überzeuget euch selbst, wie grausam der ehrliche sorgsame Vogt alsogleich sein Hetzwerkzeug in Bewegung setzt, in dessen Benützung er eine solche Fertigkeit hat, dass jeder Hieb reichlich das Blut aus dem Leib des getroffenen Armen entlockt.

[5.12] Ihr werdet aber meinen, vielleicht werden doch diese Sklaven wenigstens menschlich genährt, damit sie hinreichende Kraft bekämen für solche Arbeiten, bei denen der Satan erliegen müsste.

[5.13] Ich will es euch nicht sagen, sondern seht selbst daher auf diesen kleinen Fleck, und was ihr seht, ist eben eine solche Sklaven-Mahlzeit.

[5.14] Ihr seht freilich nach irgendeiner Schüssel; allein die Schüssel, und nicht nur eine, sondern viele für so viele Sklaven, hätte der Inhaber ja ums Geld kaufen müssen, und da fragt ein solcher, was kommt billiger als eine solche Schüssel, und nach nicht langem Denken findet der große Spekulant einen ausgehöhlten Baumstamm, gleich einem großen langen Trog, im Hof aufgerichtet, für zweckdienlicher.

[5.15] Und nun seht in dieser langen Schüssel das Gericht, welches in nichts anderem besteht als im Wasser nur schlecht gekochten Hülsenfrüchten, das da entweder in Linsen, Bohnen oder an Feiertagen in einer Art Feldgrütze besteht.

[5.16] Mit solcher Kost wird also dieser Trog gefüllt, und die Arbeiter werden dann entweder durch die sogenannte Sklavenratsche oder auch durch Peitschenknall eingeladen.

[5.17] Es versteht sich aber, dass zu dieser Mahlzeit nur die nahe arbeitenden Sklaven geladen werden; diejenigen, die in der Ferne arbeiten, werden entweder mit einer Art Brot versehen, an welchem ihr wahrlich ersticken würdet, oder wenn die Arbeit in der Ferne nicht zu sehr nötigend ist, so wird ihnen gestattet, sich dort in einer eigens dazu errichteten Hütte ihr bekanntes Mittagsmahl abzukochen.

[5.18] Aber, wohl gemerkt, über ¼ Stunde darf die Mahlzeit außer an einem Feiertag nie dauern. Wer da allenfalls zu spät gekommen wäre, wenn das Zeichen zur Arbeit wieder gegeben wird, der setzt sich augenblicklich den derbsten Misshandlungen aus.

[5.19] Mit hölzernen Löffeln wird nur an Feiertagen gespeist. Nun würdet ihr fragen, was haben denn diese Sklaven für einen anderen Lohn? Die gar Fleißigen, die sozusagen Tag und Nacht sich zu Tode arbeiten, bekommen dann und wann etwas Rum und einige Früchte, und sogar für Feiertage eine abgetragene Jacke anzuziehen.

[5.20] Das ist schon so ungefähr das meiste, womit diese Armen menschenfreundlich bedacht werden; für die andern ist ein sechsstündiger Schlaf und die bekannte Mahlzeit alles, was sie für ihre Arbeit zum Lohn bekommen.

[5.21] Nun werdet ihr fragen, hat denn ein solcher menschenfreundlicher und großmütiger Plantagen-Inhaber in Hinsicht auf die Behandlung seiner Sklaven keinen Herrn über sich? Seht, das kann Ich euch nicht im Bild zeigen, sondern es euch glatt heraussagen: Nein! — Sondern er ist in dieser Hinsicht ein unumschränkter Machthaber über Leben und Tod seiner Arbeiter, und hat das Recht, einen ungehorsamen Sklaven mittelst jeder beliebigen Todesart hinzurichten.

[5.22] Damit ihr aber dieses so recht einseht, wie herrlich grausam ihre Gesetze sind, so zeige Ich euch ein Beispiel, dergleichen dort zu Hunderten, ja zu Tausenden erlebt werden.

[5.23] Jüngst sind einem solchen Teufel wegen zu satanischer Behandlung zwei Sklaven durchgegangen. Ein nachbarliches Haus hatte dieselben aufgenommen; denn dieses nachbarliche Haus hatte doch wenigstens noch eine kleine Portion von menschlichem Gefühl im Leib.

[5.24] Alsobald begab sich der beeinträchtigte Teufel zur Behörde, und reklamierte seine Flüchtlinge; das nachbarliche Haus, der Gesetze wohl bewusst, meldete sich alsobald bei der Behörde, und führte vermöge der vernommenen bitteren Klagen von Seite der Sklaven ein Wort zu ihren Gunsten.

[5.25] Sofort entstand ein Prozess zwischen diesen beiden Nachbarn; und wie meint ihr, wie die weisen Richter diese Sache entschieden haben? Ich will euch das blanke Urteil hier kundgeben, und so möget ihr es am füglichsten erschauen, wie es in dem gebildet verschrienen Nordamerika steht.

[5.26] Da habt ihr das Urteil, welches also lautete: „Der Nachbar hat bei Vermeidung einer Strafe von 1 000 Pfund die beiden Flüchtlinge dem Eigentümer entweder tot oder lebendig zu übermachen; wenn sie gehen, mögen sie lebendig dahin gebracht werden, im Weigerungsfall aber hat sie besagter Nachbar alsogleich niederzuschießen, und entweder ihre Köpfe oder ihre ganzen Leiber dem Eigentümer zu überbringen, woselbst dann dieser nach seinem Gutdünken zu verfahren hat.

[5.27] Sollten aber besagte zwei Flüchtlinge sich vor der erfolgten Exekution aus dem Staub gemacht haben, so hat jeder das notwendige Recht, sie auf Steg und Straße, wo sie nur immer angetroffen werden möchten, alsogleich zu erschießen.“

[5.28] Nun muss Ich nur noch eines erwähnen, damit ihr die Schändlichkeit ganz kennt. Es war im Urteil die Rede vom Gutdünken des Eigentümers; worin besteht denn dieses eigentlich? Da seht ein wenig auf Meine Tafel wieder her! Eine kleine Szene wird euch diese Frage zur Genüge beantworten.

[5.29] Seht da einen Teich, es ist ein Fischteich eines solchen Inhabers, und seht, da in der Ecke dieses Teiches liegen eben zwei männliche und eine weibliche Sklavin geknebelt; es hat noch keines das zwanzigste Jahr erreicht.

[5.30] An ihrer Seite liegt ein weiblicher und ein männlicher alter Sklave und zwar schon tot; es sind diese zwei Toten die Eltern dieser Jungen.

[5.31] Seht daher, der Wächter steht auf; denn es nähert sich, wie ihr seht, der Inhaber mit zwei sogenannten Gladiatoren, seinen zwei Geschäftsführern und mehreren Sklavenvögten.

[5.32] Seht, nun sind sie da mit fürchterlichen Mienen; sein Befehl oder vielmehr sein Gutdünken lautet für diese Armen dahin, dass zuerst die zwei Toten in kleine Stücke zerhauen werden, und dann die Stücke in den Teich geworfen zur Nahrung der Fische, sodann soll das Mädchen entknebelt werden, von all den Vögten, so sie Lust haben, beschlafen, und sodann erst zur Speise der Fische präpariert werden; die beiden Jungen aber sollen ein jeder auf einen Pfahl gebunden werden, sodann zu Tode gegeißelt, und dann erst ebenfalls zum Fischfutter präpariert werden.

[5.33] Seht, so sieht die so viel gerühmte Verfassung in dem hochgebildeten Nordamerika aus. — Nun urteilt selbst, mit welchem Namen möchten solche Kreaturen wohl benannt werden?

[5.34] Wahrlich, da ist mein ärgster Feind, der Fürst aller Finsternis, ein elender Pfuscher dagegen; und fürwahr, ihr mögt Mir glauben oder nicht, ihr habt von Besessenen gehört, dass sie besessen werden und wurden von Teufeln und Satanen; aber Ich sage euch, dazu wäre kein Satan zu bewegen, um einen solchen nordamerikanischen Menschenfreund in den innerlichen Besitz zu nehmen; denn bei solchen Umständen ist denn doch noch einem jeden der unterste Grad der Hölle lieber als die Wohnung in einem solchen Zuckererzeuger!

[5.35] Aus dieser kleinen Parallele könnet ihr euch wohl einen Begriff machen, wie solches Tun und Treiben sich in Meinem Angesicht gebärdet!

[5.36] O, Ich sage euch: Wahrlich, ein jeder Brosame Zuckers ist von Mir mit tausendfachem Fluch belegt; denn wahrlich, wenn diese Unmenschen das dabei vergossene Blut nach Gewicht verkauften, so würde dieses das Hundertfache des gewonnenen Zuckers übertreffen.

[5.37] Und so könnt ihr mit Sicherheit annehmen, dass auf einem Lot Zucker 100 Lot vergossenes Menschenblut kleben.

[5.38] Seht, ich habe Mir also nur, euer Gemüt schonend, vorgenommen, dieses Weltteils besten Teil ansehen zu lassen, und so mögt ihr euch auch damit begnügen; denn wahrlich, zeigte Ich euch das Tun und Treiben auf der südlichen Hälfte dieses Landes, es würde euch die Feder in der Hand erlahmen, dass ihr nicht vermögen würdet, drei Sätze niederzuschreiben, und von solchen Extremitäten will Ich daher, wenn ihr euch schon mehr angewöhnt werdet haben, mit Mir zu schauen Gräuel aller Art, in der 12. und letzten Stunde einiges kund geben.

[5.39] Hier will Ich euch nichts vom einstigen Lohn sprechen, sondern dafür euch etwas Neues sagen: Solche Kreaturen sollen gänzlich auf ewig vernichtet werden. Amen.

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