Help

jakob-lorber.cc

Schrifttexterklärungen

Vom klugen und unklugen Bauführer. (Matth. 7, 24.)

Am 22. Dezember 1843 Abends.

[3.1] Im neuen Testamente leset ihr ein Gleichniß folgenden Inhaltes – von einem klugen, und wieder von einem unklugen Bauführer; der Eine baute sein Haus auf einen Felsen, und der Andere auf lockeren Sand, und ein Sturmwind kam, und ein Platzregen fiel. Das Haus auf dem Felsen trotzte beidem; aber das Haus auf dem Sande ward zu Grunde gerichtet.

[3.2] Wer dieses Gleichniß nur von ferne hin betrachtet, der muß ja auf der Stelle zwei Centralsonnen auf einen Blick erschauen.

[3.3] Wem gleicht denn wohl der kluge Bauführer? Sicher Demjenigen, der sich früher durch die bekannten zwei Gebote vollkommen fest gestellt hat, und wenn dann die Stürme und die gewaltigen Regen kommen, so können sie dem Bauführer nicht nur nichts anhaben, sondern sie befestigen sogar sein Haus auf dem Felsen; denn die Winde trocknen das Gemäuer des Hauses recht aus, und machen es durstig nach einer Befeuchtung. Kommt dann der Regen, so saugt er sich in die trockenen Wände des Hauses ein, löst hier und da an den Fugen die Theilchen auf; diese werden klebrig und verbinden bei öfterer Wiederholung solcher Szene das Gestein des Mauerwerks immer fester und fester mit einander.

[3.4] Naturmäßige Beispiele von dieser Wahrheit findet ihr an jeder alten Burgruine, welche oft Jahrhunderten trotzt; und wann sie etwa irgend abgerissen werden sollte, da bricht man leichter ein frisches Gestein als ein solches Gemäuer ab. – Die Ursache davon ist der Regen, der durch seine auflösende Kraft gewisse Theile des Steines in eine kalkig-klebrige Masse verwandelt, und dadurch das ganze Mauerwerk mit der Zeit zu einem Ganzen verbindet.

[3.5] Und sehet, also steht es auch mit einem durch die Gesetze der Liebe geweckten Menschen. Er ist ein Gebäude auf einem Felsen; die Winde, die da kommen, und an’s Gebäude stoßen, und dasselbe trocken und durstig machen, sind die edlen Begierden, stets mehr und mehr den Urheber aller Dinge zu erkennen, um in solcher Erkenntniß in der Liebe zu Ihm wachsen zu können. Der darauf folgende Platzregen sind die Werke, die der Durstige zu lesen bekommt. Gar begierig saugt er diese in sich, und wird allezeit darnach gewahr, wie durch deren Einfluß die noch leeren unverbundenen Klüfte in ihm nach und nach ausgefüllt, und zu einer Feste gemacht werden; und je mehr der Platzregen da auf dieses Gebäude niederfällt, desto fester auch wird nach einem jeden Platzregen das Gebäude.

Desktop Impressum