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[1.1.16] Damit ihr aber jedoch Solches stets klarer einsehen möget, so will Ich euch wieder durch einige Beispiele zu einer solchen klareren Anschauung vorleiten. – Nehmet ihr allenfalls eine kleine Stange edlen Metalles; wenn ihr sie also im rohen Zustande betrachtet, so ist sie dunkel und rauh, so ihr aber dieselbe Stange schleifet, und dann fein poliret, wie sehr wird sie sich jetzt in einem ganz anderen Lichte denn zuvor zeigen, und ist doch noch immer dieselbe Stange. Was ist wohl der eigentliche Grund der Verherrlichung dieser Stange? – Ich sage euch: Ein ganz einfacher. Durch das Schleifen und Poliren sind die Theile an der Oberfläche der Stange näher aneinander gerückt, und gewisserart mit einander verbunden worden, und wurden dadurch ebenfalls mehr concret und sich gegenseitig mehr ergreifend; dadurch wurden sie auch gewisserart, wenn ihr es so recht nehmen wollet, wie völlig gleich gesinnt. Im ehemaligen rohen Zustande, der da noch ein getrennter war, standen sie sich wie feindselig gegenüber; ein jedes also getrennte Theilchen wucherte für sich selbst mit den nährenden Strahlen des Lichtes, verzehrte dieselben nach seiner möglichen Gierde und ließ nichts dem Nachbar übrig. Im polirten Zustande, welcher ein geläuterter oder ein gereinigter genannt werden kann, haben sich diese Theile ergriffen, und durch dieses Ergreifen werden die auffallenden Strahlen des Lichtes zu einem Gemeingute, indem dieselben nun kein einzelnes Theilchen mehr für sich behalten will, sondern schon den kleinsten Theil allen seinen Nachbarn mittheilt. Was geschieht nun dadurch? – Alle haben des Lichtes in übergroßer Menge, so daß sie den Reichthum beiweitem nicht aufzuzehren im Stande sind; und der Ueberfluß dieses nun allgemeinen Strahlenreichthums strahlt dann als ein herrlicher harmonischer Glanz von der ganzen Oberfläche der polirten Goldstange zurück.
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