Die Fliege |
Vorbereitendes Wort Am 3. September 1840 [0.1] Es ist gut, öfter auf so manches seine Gefühlsaugen zu richten und zu gewahren da Meine Liebe und Weisheit – und wäre der zu betrachtende Gegenstand noch so gering; denn es liegt doch immer etwas Unendliches darin, und so ist es auch würdig eines geistigen Blickes, da alles, worin sich Unendliches birgt, von Mir ein Atom ist, in dem ein ewiges Sein waltet. [0.2] So Ich euch nun in einem kleinen Lied eine unbeachtete Fliege etwas vorsumsen lasse, so denkt, dass auch dieses geringfügige Tierchen nicht zu den Ungezählten gehört; denn so Mir die Atome des Lichtes und die Monaden des Äthers durch alle Unendlichkeiten und Ewigkeiten genau zahlenweise bekannt sind, wie soll es eine Fliege nicht sein, zu deren Bildung doch mehr als eine ganze Milliarde der Atome nötig ist! Daher lassen wir eine Fliege ein wenig sumsen. Die Fliege [0.3] Es sumset die muntere Fliege in lustiger Weise / Ein artiges Liedchen Mir, mächtigem Schöpfer, zum Preise; / Sie sumset in wonniger Freude gar sinnig von Liebe / Und kreiset im Meere derselben aus innerem Triebe / Und redet gar deutlich vernehmliche Worte der Gnade / Und kündet und zeiget zu gehen euch ärmliche Pfade. [0.4] Nun sehet das Tierchen, wie munter und fröhlich es kreiset, / Und wie es ganz sorglos gehorsam dem Triebe sich weiset / In dankbarer Haltung der Richtung, die Ich ihm gegeben; / Und nie wird es, so wie ihr, nach dem Verbotenen streben! / Ich sage, umsonst ist es nicht euch so nahe gestellet, / Und ob auch das Mittel wohl klein, ist's von Mir doch erwählet! [0.5] Ein Flügelpaar, zart, gleich dem Äther, hab’ Ich ihr gegeben, / Damit sie sich sollte gar leicht in die Lüfte erheben / Und kreisen da munteren Flugs in den Strahlen der Sonne / Und saugen da Licht mit den Äuglein der goldenen Krone, / Dann tragen dasselbe zum Leben der toten Gebilde / Und zeugen der Härte von Meiner belebenden Milde. [0.6] So hab’ auch gegeben Ich weise ihr sechs leichte Füße / Und hab’ ihr gegeben, damit sie empfinde die Süße / Des Lebens, zum Saugen der Kost einen tauglichen Rüssel. / Und seht, was Ich nun euch gesaget, nehmt es als Schlüssel / Und denket im Herzen wohl über die Fliege; / Ich sage: die Fliege, die Fliege, sie singt euch vom Siege! [0.7] Seht, das sei euch unterdessen eine kleine Aufgabe; diese sollt ihr in freier, Mir geweihter Zeit ausarbeiten. Dieses kleine unbedeutende Thema habe Ich euch gegeben, damit eure Demut eine gute Nahrung fände; im Folgenden aber wird euch dieses Tierchen von Mir ohnehin ein Zeugnis der Natur vorführen vom Grunde aus, Amen. Ich, dem alle Dinge wohlbekannt sind, gebe euch dieses. Amen, amen, amen. |
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