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Der Mond

Vier Fragen.

a) O liebevollster Herr und Heiland! Wie verehren dich die Mondmenschen? Bilden sie unter irgend einem sichtbaren Oberhaupte eine Kirche, einen Staat?

b) Wie erziehen sie ihre Kinder?

c) Für was halten sie unsere Erde, und wissen sie, daß Du auf Erden Mensch geworden bist, und durch Dein bitteres Leiden und Sterben hinwegnahmst die Sünden der Welt?

d) Wie bewirkt der Mond das Schlafwandeln oder den Somnambulismus?

[5.1] Ihr könnet alle diese Fragen auf der Erde selbst bis auf einen Buchstaben erfüllet sehen, und zwar aus diesem Grunde, weil zwischen den Menschen der Erde und denen auf dem Monde in geistiger Hinsicht kein wesentlicher Unterschied ist; denn wie euch schon ohnehin bekannt ist, sind die Mondbewohner nichts als zu bessernde Menschen von der Erde, und bringen wie jeder andere Geist ihre Werke mit sich. Daß aber die Werke dieser Mondübersiedler gerade nicht von der besten Art sind, besagt ja schon hinreichend solche Transcension.

[5.2] Wollt ihr nun Meine Verehrung von Seite der beiderseitigen Mondbewohner erfahren, so machet einen Blick auf das weltsüchtige Volk dieser Erde selbst, und ihr werdet einen getreuen Spiegel finden, der euch zeigen wird, wie zum grössten Theile Meine Verehrung bei den Bewohnern des Mondes sich gestaltet.

[5.3] Was thun hier die Weltsüchtigen? Welche Ehre erweisen sie Mir, und mit welchem Lobe entrichten sie Mir den gebührenden Zoll? – Verwenden diese Weltlinge nicht alle ihre Sorgfalt auf ihren Dreckkasten? Die Einen sind immer emsig besorgt, mit welchen Fetzen sie den Schmeißhaufen des Geistes umhüllen sollen. Wieder Andere sind besorgt, was all für wohlschmeckende Speisen sie sich bereiten sollen, um dieselben dann in den Magen, als der wahren Werkstätte des Todes, hineinzuschieben. Wieder Andere sind besorgt um ein prächtiges Haus, um eine schöne glänzende Einrichtung, weiche Stühle und Sophas, glänzende Tische, und überaus weiche Betten, um auf denselben desto leichter und bequemer am Tage wie bei der Nacht zu faullenzen, und ja sorgfältig Acht zu geben, daß ihr innerer allergeliebtester Freund Magen ja nicht etwa irgend einen beleidigenden Druck oder etwa gar eine etwas schmerzhafte Quetschung erleiden möchte. Auch fürchten sich diese Magenfreunde ganz vorzüglich vor den Strahlen der Sonne, aus welchem Grunde sie dann wieder Sorge tragen, daß ja nicht zu viel Sonnenlichtes durch die Fenster ins Zimmer fällt, welche darum auch mit allerlei Fetzen behangen sind. Merket ihr nichts, daß solche Menschen schon hier eine leise Verwandtschaft haben mit den Höhlenhockern des Mondes, welche, weil sie sich keine solchen Prachthäuser mehr errichten können und ihre Fenster mit Fetzen zu behängen nicht mehr im Stande sind, dafür vor den Sonnenstrahlen in ihre Höhlen fliehen und dort ebenfalls bis zum späten Nachmittage verweilen, gleich denen sich Bequem- und Gutthuern auf dieser Erde, welche da aus ihren Zimmern in wohlgepolsterte und schwingende Wägen steigen, um eine der Gesundheit des Leibes nach ihrer Meinung wohl förderliche Bewegung zu machen. Und wieder Andere gibt es auf dieser Erde, die kein anderes wichtigeres Geschäft kennen, als den Geld- und Sachwucher; und wieder Andere gibt es, die keine anderen Gedanken haben, als sich auf jede mögliche Art zu putzen, welche Sorgfalt ganz besonders vom weiblichen Geschlechte gehandhabt wird, und zwar in der redlichen Absicht, um irgend einen jungen unerfahrenen Menschen dadurch hinters Licht zu führen, und ihn nach der Klafter zu betrügen; denn so eine Jungfer erkennet ihren wahren inneren Werth und aus diesem heraus auch den Werth des Nebenmenschen; fraget euch selbst, wird sie sich wohl auch da also putzen, um Jemanden durch sich selbst zu betrügen und thun gleich den Juden, welche das schlechte Metall putzen, um es den Narren als Gold zu verkaufen. Ich sage, solches wird sie nicht thun, da sie wohl erkennt, daß sie kein falsches, sondern ein ächtes Gold ist, wozu es auch keines Narren, sondern eines Verständigen bedarf, der das Gold alsobald erkennen wird, und wird es nehmen um den gerechten Preis. Und sehet, Ich könnte euch noch eine Menge solcher Weltlinge aufführen; allein es ist zur Erleuchtung der Sache nicht nöthig.

[5.4] Ihr wisset, wie Ich einstens gesagt habe, daß sich da Niemand sorgen solle, was er essen und trinken werde, so auch nicht um das Kleid des Leibes; sondern suchen einzig und allein Mein Reich und dessen Gerechtigkeit, welche ist Meine große Liebe zu denen, welche mich ebenfalls, so wie Ich sie, über Alles lieben. Wie ist dann Meine Verehrung beschaffen bei jenen Menschen auf dieser Erde, von denen die bessere Art im Durchschnitte des Tages dreiundzwanzig Stunden zur Pflege ihres Leibes verwendet, Mich aber kaum mit einer zerstreuten Stunde abfertiget! – Heißt das wohl das Reich Gottes suchen? – Ich sage euch: die Frösche in den Pfützen und die Maulwürfe in der Erde könnten euch gar wohl als lehrende Apostel dienen; denn wahrlich, der Frosch quackt die meiste Zeit des Tages in seiner Freude über das empfundene Leben in seiner Pfütze, und lobet mich dadurch unbewusst in seiner quackenden Freude für den Besitz des Lebens; und der Maulwurf erkennt und bahnt sich in der finsteren Erde seine Wege, und seine Arbeit und seine lautlose Ruhe ist ein stiller Lobgesang, durch welchen er unablässig Mich, seinen Schöpfer, preiset.

[5.5] Aber der Mensch, für den Ich Alles erschaffen habe, für den Ich so Grosses gethan habe, noch jetzt thue und ewig thun werde, ja für den Ich unablässig sorge und alle Meine Weisheit und Liebe für ihn verwende, mehr denn ein liebeerfülltester Bräutigam für seine allergeliebteste theuerste Braut, dieser Mensch findet im Tage nur kaum eine Stunde für Mich, und diese noch dazu nur also, als eine liederliche Köchin oft ganz gedankenlos ein Salz in die Speise wirft, weil sie dergleichen zu thun schon angewöhnt ist, oder um doch wenigstens sagen zu können, sie habe die Suppe gesalzen, wenn diese öfter auch nicht besser schmeckt, als ein pures laues Wasser, ohne Oel und Salz! – Wahrlich sage Ich euch, durch eine solche Verehrung wird euer Gott nicht fetter, und dadurch euer Leben selbst auch nicht kräftiger werden, denn das Leben eurer hölzernen Haus- und Zimmer-Crucifixe, welche euch körperlich die große Erbärmlichkeit anzeigen, wie sehr eure Verehrung und euer Gottesdienst dem der Juden gleicht, welche doch wenigstens den Lebendigen ans Kreuz geschlagen haben, während ihr zu dieser Arbeit lang zu faul und zu lau wäret, und euch begnügt, dass euch Jemand eine solche schon vollbrachte hölzerne Kreuzigung verkauft, welche dann auch vollkommen geeignet ist, an Meiner Statt die Atome eurer Verehrung anzunehmen. O ihr Thoren! Das geformte Holz oder Stein oder Metall verehret ihr also, wie der Hund verehret einen Eckstein, den ein Vorgänger schon beschnüffelt hat, und drücket eure Lippen an das Holz, und meinet, wenn ihr dabei noch ein sogenanntes Vater-Unser und Ave Maria geplappert habet, oder wenn ihr in einer Kirche, aus Steinen gemacht und voll Schnitzwerk, etwa eine Stunde gedankenlos und geputzt mit einem vergoldeten Gebetbuche in der Hand zugebracht habet, ihr hättet Mir gedienet und Mich etwa verehret über Hals und Kopf; o ihr Thoren! Meinet ihr denn, Ich sey im Holze, oder im Steine, oder im Metalle, oder in anderem eitlem Schnitzwerke aus den Händen der Tischler und Bildhauer, Drechsler, Schlosser, Schmiede, Maurer und Maler? Wahrlich sage Ich euch: Alle solche Verehrer, wenn sie sich hier auf dieser Erde nicht eines andern bedenken werden, werden dereinst hübsch lange im Monde müssen in die Schule gehen, und alldort unter großen Mühseligkeiten geistig und oft auch körperlich erfahren müssen, daß der lebendige Gott durchaus kein Wohlgefallen hat an einer solchen unsinnigen Verehrung, die viel schlechter ist, als jene der blinden Heiden, welche ihrem Abgotte wenigstens aus Furcht, wenn schon nicht aus Liebe, ein ernstes Opfer bringen, wogegen ihr Mich den lebendigen Gott verehret, als wäre ich entweder gar nicht, oder als wäre Ich im Ernste nur von Holz, oder, wenns etwas besser geht, entweder neu- oder altgebacken aus Mehl. –

[5.6] Wollt ihr nun wissen, worin die Verehrung Gottes bei den Mondmenschen besteht, sowohl auf der geistigen als leiblichen Seite dieses Weltkörpers, so sage Ich euch, daß die alldortige Verehrung in nichts anderem besteht, als darinnen, daß die Menschen alldort erst nach und nach erlernen, worin die wahre Gottesverehrung besteht, welcher Erlernung zufolge sie dann Gott im Geiste und in der Wahrheit, und zwar in sich selbst zu verehren anfangen; aber nicht also, wie ihr des Tages einstündig nur, und selbst da noch dazu überaus lau im Holze und allerlei geistig gepriesenen Thorheiten. Auch besteht die Verehrung Gottes alldort darinnen, daß diejenigen, die hier ihrem Leibe dreiundzwanzig Stunden lang im Tage wohlgethan haben, dort durch lange Zeiten müssen solche extrafeine leibliche Wohlthaten entbehren lernen, sich bis in die innerste Faser des Lebens verleugnen, und Alles einzig und allein von Mir erwarten, und müssen ihren Glauben oft durch die vielfältigsten und schwersten Prüfungen immerwährend als lebendig bekennen, aber nicht wie ihr, die ihr entweder gar keinen Glauben habet, oder so ihr schon einen habet, so umfaßt dieser Mich den lebendigen Gott mit eben der kleintraulichen Kraft, mit welcher er umfaßt ein hölzernes, schlecht geformtes Crucifixlein.

[5.7] Und so dadurch die erste Frage beantwortet ist, so beantwortet sich die zweite von selbst; denn wo ich entweder äußerlich durch dahin gesandte Engel, und innerlich Selbst als Lehrer auftrete, da bedarf es keines kirchlichen, wie auch anderartigen Oberhauptes, woraus auch ihr ersehen könnet, daß derjenige, dem Ich zum Lehrer geworden bin, aller anderen oberhäuptlichen oder nicht oberhäuptlichen Lehrer gar leicht entbehren kann, besonders wenn das Oberhaupt vielmehr ein goldenes denn ein geistiges ist. – Und so bildet der ganze Mond nichts anderes als einen geistigen Corrections-Staat unter Meiner alleinigen Leitung.

[5.8] Nach dieser inneren Lehre werden auch ihre Kinder erzogen, und ihr einziges Bedürfnis ist die Liebe und aus dieser heraus der Glaube nach der Lehre der Geister, daß Ich ein Mensch bin, und habe solche Natur leiblich auf der Welt, von der sie ursprünglich abstammen, angenommen, um alle Menschen nicht nur allein auf der Erde und dem Monde zu beseligen, sondern auch alle, die in den endlosen Räumen auf zahllosen Weltkörpern Zerstreuten in ihrer Art zu versammeln, und unter dem Kreuze der Liebe auch für sie eine bleibende Stätte zu errichten. Sehet, das ist das Ganze der Religion und Gottesverehrung auf dem Monde.

[5.9] Darum aber müssen dort die Männer ihre Weiber herumtragen, auf daß sie durch ihre sie stets drückende Last von ihrer sinnlichen Fleischeslust geheilt werden. Wahrlich sage Ich euch: es dürfte auf der Erde ein König in seinem Staate allen den Wollüstlingen solche unerläßliche Pflicht auferlegen, daß, so ein solcher Wollüstling mit einer Dirne gebuhlet hat, er dieselbe dann durch ein ganzes Jahr auf seinem Rücken herumschleppen müßte, und müßte sie behalten also Tag und Nacht, entweder liegend, sitzend, stehend oder gehend; fürwahr er wird durch diesen Zeitraum des süßen Fleisches gewiß also satt werden, als ein Schleckbube nach dem Genusse des Honigs, durch welchen er seinen Magen also beschwerend verdorben hat, daß er nach der Wiederherstellung seines Magens sich vor dem Honig noch mehr fürchtet, als vor der stechenden Biene.

[5.10] Freilich ist dieses hier nur gesagt zum erschaulicheren Zeugnisse für den Mond, und mag auf der Erde, da der Mensch in seiner vollsten Freiheit ist, nicht wohl angewendet werden, weil die Strafe wohl das Fleisch auf eine Zeit lang bessert und zur Ordnung bringt, aber gar nicht die Seele, und noch viel weniger den freien Geist; daher in dem Monde solche Handlung auch nicht als Strafe, sondern nur als innigste bessere Liebe Statt findet.

[5.11] Die Frage, was die Mondbewohner von der Erde halten, ist nach allem dem ganz überflüssig; denn diejenigen Bewohner, die vermöge ihrer diesseitigen Stellung auf dem Mondkörper die Erde sehen könnten, sind Geister, und können das Materielle nur am Wege geistiger Entsprechungen erschauen; die Jenseitigen aber bekommen die Erde ja ohnedieß nie zu Gesichte und kennen dieselbe nur geistig.

[5.12] Was die letzte Frage betrifft, so ist euer Begriff ganz irrig, als bewirkte der Mond solches Schlafwandeln; sondern solches wird nur bewirkt um die Zeit des Vollmondes durch das intensiver werdende magnetische Fluidum der Erde selbst; denn wenn der Mond im Volllichte der Sonne ist, so treibt das Licht das magnetische Fluidum vom Monde gewisserart wieder zur Erde zurück, auf welche Weise dann die Erde vollgeladener wird; und Menschen, die in ihrem Blute mehr Metall haben durch verschiedene Einwirkungen, entweder des Wassers, der Luft oder der Eßwaaren, haben dann auch die natürliche Fähigkeit in sich, eben dieses zurückströmende Fluidum leitend aufzunehmen.

[5.13] Wenn ihre Nerven dann dadurch angefüllt werden, und dadurch die Seele lästig zu drücken anfangen, dann erwacht diese, oder sie macht sich vielmehr los von ihren leiblichen Banden und will dem drückenden Leibe entfliehen. Da aber der Leib noch obendarauf einen ganz eigenthümlichen Nervengeist besitzt, welcher fürs Erste höchst verwandt ist mit dem magnetischen Fluidum, auf der anderen Seite aber ebenso innigst mit der Seele, welche eben durch diesen Nervengeist mit dem Leibe zusammenhängt und mit demselben correspondirt; wenn die Seele dann sich aus dem Staube machen möchte, so erweckt sie dann auch den ihr innigst verbundenen Nervengeist, und dieser natürlicherweise den Leib; und so geht dann der sogenannte Schlafzug also vor sich, als wenn drei Menschen hintereinander hergingen, die aneinander gebunden wären; jedoch der Geist bleibet in der Seele, darum sie auch lebendig ist. Wenn dann ein solcher Schlafwandler sein Gesicht gegen den Mond wendet, und oft auf Dächer und Kirchthürme steigt, so geschieht das darum, daß er sich aus der magnetüberfüllten Tiefe der Erde erhebe, und dadurch vermindere seine drückende Ueberfülle dieses Fluidums, damit dann der Leib wieder geeignet werden möchte, seine Seele mit dem Geiste durch den Nervengeist wieder aufzunehmen und zu beherbergen. Wenn der Leib nun wieder frei geworden ist, so trägt ihn die Seele durch den Nervengeist wieder in die vorige Stelle zurück, und vereinigt sich daselbst erst vollends wieder mit dem Leibe. Natürlicherweise weiß nun die Seele nichts von dem Zustande, weil sie kein Gedächtnis; hat, welches von den Philosophen irrig als ein Seelenvermögen erklärt ist, während die Seele nur das weist, was sie eben erschaut, und die Erinnerung der Seele im Leibe nichts ist, als ein wiederholtes Wiederschauen der entsprechenden naturmäßigen Eindrücke des künstlichen Organismus des Leibes, zu welcher Anschauung sie freilich erst durch die entsprechenden zahllosen Formen, welche der Geist in sich trägt, vom selben erwecket wird.

[5.14] Nun wisset ihr Alles bis auf die eigentliche Wesenheit des magnetischen Fluidums selbst. Was dieses ist, und worin es besteht, darüber jedoch, um es eurem Verständnisse näher zu bringen, läßt sich mit wenigen Worten nichts Genügendes sagen; denn mit wenig Worten auf dem Wege der Weisheit würdet ihr es schwerlich je erfassen, und für viele Worte seyd ihr schon zu müde;

[5.15] Daher erwartet für die nächste Gelegenheit diesen nicht unwichtigen Nachtrag, mit welchem diese Aufgabe erst als beendet anzusehen seyn solle; und somit für heute Amen! – Ich euer Vater, Amen!

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