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Der Mond

Vier Fragen in Bezug auf den Mond

Am 3. Juni 1841

a) O liebevollster Herr und Heiland! Wie verehren Dich die Mondmenschen? Bilden sie unter irgendeinem sichtbaren Oberhaupt eine Kirche, einen Staat?

b) Wie erziehen sie ihre Kinder?

c) Für was halten sie unsere Erde, und wissen sie, dass Du auf Erden Mensch geworden bist und durch Dein bitteres Leiden und Sterben hinwegnahmst die Sünden der Welt?

d) Wie bewirkt der Mond das Schlafwandeln oder den Somnambulismus?

[5.1] Ihr könnt alle diese Fragen auf der Erde selbst bis auf einen Buchstaben erfüllt sehen, und zwar aus diesem Grunde, weil zwischen den Menschen der Erde und denen auf dem Mond in geistiger Hinsicht kein wesentlicher Unterschied ist; denn wie euch schon ohnehin bekannt ist, sind die Mondbewohner nichts als zu bessernde Menschen von der Erde und bringen wie jeder andere Geist ihre Werke mit sich. Dass aber die Werke dieser Mondübersiedler gerade nicht von der besten Art sind, besagt ja schon hinreichend solche Transcension [Versetzung].

[5.2] Wollt ihr nun Meine Verehrung von Seiten der beiderseitigen Mondbewohner erfahren, so macht einen Blick auf das weltsüchtige Volk dieser Erde selbst, und ihr werdet einen getreuen Spiegel finden, der euch zeigen wird, wie zum größten Teil Meine Verehrung bei den Bewohnern des Mondes sich gestaltet.

[5.3] Was tun hier die Weltsüchtigen? Welche Ehre erweisen sie Mir, und mit welchem Lob entrichten sie Mir den gebührenden Zoll? Verwenden diese Weltlinge nicht alle ihre Sorgfalt auf ihren Dreckkasten? Die einen sind immer emsig besorgt, mit welchen Fetzen sie den Schmeißhaufen des Geistes umhüllen sollen. Wieder andere sind besorgt, was all für wohlschmeckende Speisen sie sich bereiten sollen, um dieselben dann in den Magen, als der wahren Werkstätte des Todes, hineinzuschieben. Wieder andere sind besorgt um ein prächtiges Haus, um eine schöne, glänzende Einrichtung, weiche Stühle und Sofas, glänzende Tische und überaus weiche Betten, um auf denselben desto leichter und bequemer am Tag wie bei der Nacht zu faulenzen und ja sorgfältig Acht zu geben, dass ihr innerer, allergeliebtester Freund Magen ja nicht etwa irgendeinen beleidigenden Druck oder etwa gar eine etwas schmerzhafte Quetschung erleiden möchte. Auch fürchten sich diese Magenfreunde ganz vorzüglich vor den Strahlen der Sonne, aus welchem Grunde sie dann wieder Sorge tragen, dass ja nicht zu viel Sonnenlicht durch die Fenster ins Zimmer fällt, welche darum auch mit allerlei Fetzen behangen sind. Merkt ihr nicht, dass solche Menschen schon hier eine leise Verwandtschaft haben mit den Höhlenhockern des Mondes, welche, weil sie sich keine solchen Prachthäuser mehr errichten können und ihre Fenster mit Fetzen zu behängen nicht mehr imstande sind, dafür vor den Sonnenstrahlen in ihre Höhlen fliehen und dort ebenfalls bis zum späten Nachmittag verweilen, gleich den sich Bequem- und Guttuern auf dieser Erde, welche da aus ihren Zimmern in wohlgepolsterte und schwingende Wägen steigen, um eine der Gesundheit des Leibes nach ihrer Meinung wohl förderliche Bewegung zu machen. Und wieder andere gibt es auf dieser Erde, die kein anderes wichtigeres Geschäft kennen als den Geld- und Sachwucher. Und wieder andere gibt es, die keine anderen Gedanken haben, als sich auf jede mögliche Art zu putzen, welche Sorgfalt ganz besonders vom weiblichen Geschlecht gehandhabt wird, und zwar in der redlichen Absicht, irgendeinen jungen, unerfahrenen Menschen dadurch hinters Licht zu führen und ihn nach der Klafter zu betrügen. Denn so eine Jungfer erkennt ihren wahren inneren Wert und aus diesem heraus auch den Wert des Nebenmenschen, fragt euch selbst, wird sie sich wohl auch da also putzen, um jemanden durch sich selbst zu betrügen und tun gleich den Juden, welche das schlechte Metall putzen, um es den Narren als Gold zu verkaufen? Ich sage: Solches wird sie nicht tun, da sie wohl erkennt, dass sie kein falsches, sondern ein echtes Gold ist, wozu es auch keines Narren, sondern eines Verständigen bedarf, der das Gold alsobald erkennen wird, und wird es nehmen um den gerechten Preis. Und seht, Ich könnte euch noch eine Menge solcher Weltlinge aufführen; allein es ist zur Erleuchtung der Sache nicht nötig.

[5.4] Ihr wisst, wie Ich einstens gesagt habe, dass sich da niemand sorgen soll, was er essen und trinken werde, so auch nicht um das Kleid des Leibes, sondern suchen einzig und allein Mein Reich und dessen Gerechtigkeit, welche ist Meine große Liebe zu denen, welche Mich ebenfalls, so wie Ich sie, über alles lieben. Wie ist dann Meine Verehrung beschaffen bei jenen Menschen auf dieser Erde, von denen die bessere Art im Durchschnitt des Tages dreiundzwanzig Stunden zur Pflege ihres Leibes verwendet, Mich aber kaum mit einer zerstreuten Stunde abfertigt? Heißt das wohl das Reich Gottes suchen? Ich sage euch: Die Frösche in den Pfützen und die Maulwürfe in der Erde könnten euch gar wohl als lehrende Apostel dienen, denn wahrlich, der Frosch quakt die meiste Zeit des Tages in seiner Freude über das empfundene Leben in seiner Pfütze und lobt Mich dadurch unbewusst in seiner quakenden Freude für den Besitz des Lebens; und der Maulwurf erkennt und bahnt sich in der finsteren Erde seine Wege, und seine Arbeit und seine lautlose Ruhe ist ein stiller Lobgesang, durch welchen er unablässig Mich, seinen Schöpfer, preist.

[5.5] Aber der Mensch, für den Ich alles erschaffen habe, für den Ich so Großes getan habe, noch jetzt tue und ewig tun werde, ja für den Ich unablässig sorge und alle Meine Weisheit und Liebe für ihn verwende, mehr denn ein liebeerfülltester Bräutigam für seine allergeliebteste teuerste Braut, dieser Mensch findet im Tag nur kaum eine Stunde für Mich, und diese noch dazu nur so, wie eine liederliche Köchin oft ganz gedankenlos ein Salz in die Speise wirft, weil sie dergleichen zu tun schon gewöhnt ist, oder um doch wenigstens sagen zu können, sie habe die Suppe gesalzen, wenn diese öfters auch nicht besser schmeckt als ein pures, laues Wasser ohne Öl und Salz! Wahrlich sage Ich euch, durch eine solche Verehrung wird euer Gott nicht fetter und dadurch euer Leben selbst auch nicht kräftiger werden; denn das Leben eurer hölzernen Haus- und Zimmerkruzifixe, welche euch körperlich die große Erbärmlichkeit anzeigen, wie sehr eure Verehrung und euer Gottesdienst dem der Juden gleicht, welche doch wenigstens den Lebendigen ans Kreuz geschlagen haben, während ihr zu dieser Arbeit lang zu faul und zu lau wärt und euch begnügt, dass euch jemand eine solche schon vollbrachte hölzerne Kreuzigung verkauft, welche dann auch vollkommen geeignet ist, an Meiner statt die Atome eurer Verehrung anzunehmen. O ihr Toren! Das geformte Holz oder Stein oder Metall verehrt ihr also, wie der Hund verehrt einen Eckstein, den ein Vorgänger schon beschnüffelt hat, und drückt eure Lippen an das Holz und meint, wenn ihr dabei noch ein sogenanntes Vaterunser und Ave-Maria geplappert habt, oder wenn ihr in einer Kirche, aus Steinen gemacht und voll Schnitzwerk, etwa eine Stunde gedankenlos und geputzt, mit einem vergoldeten Gebetbuch in der Hand, zugebracht habt, ihr hättet Mir gedient und Mich etwa verehrt über Hals und Kopf. O ihr Toren! Meint ihr denn, Ich sei im Holz oder im Stein oder im Metall oder in anderem eitlen Schnitzwerke aus den Händen der Tischler und Bildhauer, Drechsler, Schlosser, Schmiede, Maurer und Maler? Wahrlich sage Ich euch: Alle solche Verehrer, wenn sie sich hier auf dieser Erde nicht eines anderen bedenken werden, werden dereinst hübsch lange im Mond müssen in die Schule gehen und alldort unter großen Mühseligkeiten geistig und oft auch körperlich erfahren müssen, dass der lebendige Gott durchaus kein Wohlgefallen hat an einer solchen unsinnigen Verehrung, die viel schlechter ist als jene der blinden Heiden, welche ihrem Abgott wenigstens aus Furcht, wenn schon nicht aus Liebe, ein ernstes Opfer bringen, wogegen ihr Mich, den lebendigen Gott, verehrt, als wäre Ich entweder gar nicht oder als wäre Ich im Ernst nur von Holz oder, wenn’s etwas besser geht, entweder neu- oder altgebacken aus Mehl.

[5.6] Wollt ihr nun wissen, worin die Verehrung Gottes bei den Mondmenschen besteht, sowohl auf der geistigen als leiblichen Seite dieses Weltkörpers, so sage Ich euch, dass die alldortige Verehrung in nichts anderem besteht als darin, dass die Menschen alldort erst nach und nach erlernen, worin die wahre Gottesverehrung besteht, welcher Erlernung zufolge sie dann Gott im Geiste und in der Wahrheit, und zwar in sich selbst, zu verehren anfangen, aber nicht so, wie ihr des Tages einstündig nur, und selbst da noch dazu überaus lau im Holz und allerlei geistig gepriesenen Torheiten. Auch besteht die Verehrung Gottes alldort darin, dass diejenigen, die hier ihrem Leib dreiundzwanzig Stunden lang im Tag wohlgetan haben, dort durch lange Zeiten müssen solche extrafeine leibliche Wohltaten entbehren lernen, sich bis in die innerste Faser des Lebens verleugnen und alles einzig und allein von Mir erwarten und müssen ihren Glauben oft durch die vielfältigsten und schwersten Prüfungen immerwährend als lebendig bekennen, aber nicht wie ihr, die ihr entweder gar keinen Glauben habt, oder, so ihr schon einen habt, so umfasst dieser Mich, den lebendigen Gott, mit eben der kleintraulichen Kraft, mit welcher er umfasst ein hölzernes, schlecht geformtes Kruzifixlein.

[5.7] Und so dadurch die erste Frage beantwortet ist, so beantwortet sich die zweite von selbst; denn wo Ich entweder äußerlich durch dahin gesandte Engel und innerlich Selbst als Lehrer auftrete, da bedarf es keines kirchlichen wie auch andersartigen Oberhauptes, woraus auch ihr ersehen könnt, dass derjenige, dem Ich zum Lehrer geworden bin, aller anderen oberhäuptlichen oder nichtoberhäuptlichen Lehrer gar leicht entbehren kann, besonders wenn das Oberhaupt viel mehr ein goldenes denn ein geistiges ist. Und so bildet der ganze Mond nichts anderes als einen geistigen Korrektionsstaat unter Meiner alleinigen Leitung.

[5.8] Nach dieser inneren Lehre werden auch ihre Kinder erzogen, und ihr einziges Bedürfnis ist die Liebe und aus dieser heraus der Glaube, nach der Lehre der Geister, dass Ich ein Mensch bin und habe solche Natur leiblich auf der Welt, von der sie ursprünglich abstammen, angenommen, um alle Menschen nicht nur allein auf der Erde und dem Mond zu beseligen, sondern auch alle, die in den endlosen Räumen auf zahllosen Weltkörpern Zerstreuten in ihrer Art zu versammeln und unter dem Kreuz der Liebe auch für sie eine bleibende Stätte zu errichten. Seht, das ist das Ganze der Religion und Gottesverehrung auf dem Mond.

[5.9] Darum aber müssen dort die Männer ihre Weiber herumtragen, auf dass sie durch ihre sie stets drückende Last von ihrer sinnlichen Fleischeslust geheilt werden. Wahrlich sage Ich euch: Es dürfte auf der Erde ein König in seinem Staat allen den Wollüstlingen solche unerlässliche Pflicht auferlegen, dass, so ein solcher Wollüstling mit einer Dirne gebuhlt hat, er dieselbe dann durch ein ganzes Jahr auf seinem Rücken herumschleppen müsste und müsste sie behalten also Tag und Nacht, entweder liegend, sitzend, stehend oder gehend. Fürwahr er wird durch diesen Zeitraum des süßen Fleisches gewiss also satt werden wie ein Schleckbube nach dem Genuss des Honigs, durch welchen er seinen Magen so beschwerend verdorben hat, dass er nach der Wiederherstellung seines Magens sich vor dem Honig noch mehr fürchtet als vor der stechenden Biene.

[5.10] Freilich ist dieses hier nur gesagt zum erschaulicheren Zeugnis für den Mond und mag auf der Erde, da der Mensch in seiner vollsten Freiheit ist, nicht wohl angewendet werden, weil die Strafe wohl das Fleisch auf eine Zeitlang bessert und zur Ordnung bringt, aber gar nicht die Seele und noch viel weniger den freien Geist, – daher in dem Mond solche Handlung auch nicht als Strafe, sondern nur als innigste, bessere Liebe stattfindet.

[5.11] Die Frage, was die Mondbewohner von der Erde halten, ist nach alldem ganz überflüssig. Denn diejenigen Bewohner, die vermöge ihrer diesseitigen Stellung auf dem Mondkörper die Erde sehen könnten, sind Geister und können das Materielle nur auf dem Wege geistiger Entsprechungen erschauen; die Jenseitigen aber bekommen die Erde ja ohnedies nie zu Gesicht und kennen dieselbe nur geistig.

[5.12] Was die letzte Frage betrifft, so ist euer Begriff ganz irrig, als bewirkte der Mond solches Schlafwandeln; solches wird nur bewirkt um die Zeit des Vollmondes durch das intensiver werdende magnetische Fluidum der Erde selbst. Denn wenn der Mond im Volllicht der Sonne ist, so treibt das Licht das magnetische Fluidum vom Mond gewisserart wieder zur Erde zurück, auf welche Weise dann die Erde vollgeladener wird, und Menschen, die in ihrem Blut mehr Metall haben durch verschiedene Einwirkungen, entweder des Wassers, der Luft oder der Esswaren, haben dann auch die natürliche Fähigkeit in sich, ebendieses zurückströmende Fluidum leitend aufzunehmen.

[5.13] Wenn ihre Nerven dann dadurch angefüllt werden und dadurch die Seele lästig zu drücken anfangen, dann erwacht diese, oder sie macht sich vielmehr los von ihren leiblichen Banden und will dem drückenden Leib entfliehen. Der Leib aber besitzt einen ganz eigentümlichen Nervengeist, welcher fürs Erste höchst verwandt ist mit dem magnetischen Fluidum, auf der anderen Seite aber ebenso innigst mit der Seele, welche eben durch diesen Nervengeist mit dem Leib zusammenhängt und mit demselben korrespondiert. Wenn die Seele dann sich aus dem Staub machen möchte, so erweckt sie dann auch den ihr innigst verbundenen Nervengeist und dieser natürlicherweise den Leib, und so geht dann der sogenannte Schlafzug also vor sich, als wenn drei Menschen hintereinander hergingen, die aneinandergebunden wären; jedoch der Geist bleibt in der Seele, darum sie auch lebendig ist. Wenn dann ein solcher Schlafwandler sein Gesicht gegen den Mond wendet und oft auf Dächer und Kirchtürme steigt, so geschieht das darum, dass er sich aus der magnetüberfüllten Tiefe der Erde erhebe und dadurch vermindere seine drückende Überfülle dieses Fluidums, damit dann der Leib wieder geeignet werden möchte, seine Seele mit dem Geist durch den Nervengeist wieder aufzunehmen und zu beherbergen. Wenn der Leib nun wieder frei geworden ist, so trägt ihn die Seele durch den Nervengeist wieder an die vorige Stelle zurück und vereinigt sich daselbst erst vollends wieder mit dem Leib. Natürlicherweise weiß nun die Seele nichts von dem Zustand, weil sie kein Gedächtnis hat, welches von den Philosophen irrig als ein Seelenvermögen erklärt ist, während die Seele nur das weiß, was sie eben erschaut, und die Erinnerung der Seele im Leib nichts ist als ein wiederholtes Wiederschauen der entsprechenden naturmäßigen Eindrücke des künstlichen Organismus des Leibes, zu welcher Anschauung sie freilich erst durch die entsprechenden zahllosen Formen, welche der Geist in sich trägt, von selbem erweckt wird.

[5.14] Nun wisst ihr alles bis auf die eigentliche Wesenheit des magnetischen Fluidums selbst. Was dieses ist und worin es besteht, darüber jedoch, um es eurem Verständnis näherzubringen, lässt sich mit wenigen Worten nichts Genügendes sagen; denn mit wenig Worten auf dem Wege der Weisheit würdet ihr es schwerlich je erfassen, und für viele Worte seid ihr schon zu müde.

[5.15] Daher erwartet für die nächste Gelegenheit diesen nicht unwichtigen Nachtrag, mit welchem diese Aufgabe erst als beendet anzusehen sein soll! Und somit für heute amen! – Ich, euer Vater. Amen!

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