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Der Mond

[1.2] Er ist der Erde darum beigegeben, dass er die von der Erde ausströmende magnetische Kraft auffange und dieselbe dann nach Bedürfnis der Erde wieder zurückführe, aus welchem Grunde sein Lauf um die Erde auch ebenso ausschweifend ist. Denn dieser richtet sich allzeit nach der größeren oder kleineren Quantität der magnetischen Anwesenheit auf der Erde; und im Gegenteil aber richtet sich auch der Lauf des Mondes als Träger dieses Stoffes nach dem allfälligen Bedürfnis der Erde nach diesem natürlichen Lebensstoff. Das ist die Hauptverrichtung des Mondes.

[1.3] Wenn ein Planet kleiner ist als die Erde, so braucht er keinen Mond, und die Stelle des Mondes vertreten da sehr hohe Gebirge, was z. B. bei der Venus, bei dem Merkur und bei dem Mars und noch einigen viel kleineren Planeten der Fall ist; aber was die größeren Planeten sind, die müssen mit einem oder auch mehreren Monden versehen sein, um ihrem Planeten den schon bekanntgegebenen Dienst zu leisten.

[1.4] Aber auch im Mond, wie auf der Erde, gibt es Menschen und zahllose andere Geschöpfe, nur mit dem Unterschied, dass kein Mond fürs Erste auf der dem Planeten beständig zugekehrten ein und derselben Seite bewohnt ist, sondern allzeit auf der entgegengesetzten, weil er auf der dem Planeten zugekehrten weder mit Luft noch Wasser, noch Feuer nebst allem für das organische Leben Notwendigen vorfindlich versehen ist.

[1.5] Ihr werdet fragen: Warum also? – Die Antwort: Weil kein Mond eine Bewegung um seine eigene Achse haben darf, – und das darum, weil die Anziehung der Erde oder überhaupt jedes Planeten in der Entfernung seines Mondes noch zu mächtig wirkend ist. Hätte nun der Mond eine Rotation um seine eigene Achse – und wäre diese noch so langsam –, so würde durch eine solche Rotation fürs Erste die anziehende Kraft des Planeten in dem Verhältnis verstärkt, in welchem Verhältnis des Mondes Rotation zur Rotation des Planeten stünde, d. h.: Wenn der Mond in seiner Rotation der Rotation der Erde sich zeitgemäß annähern möchte, dass er ungefähr sich in derselben Zeit um seine Achse drehte wie der Planet, so würde vermöge der dadurch wachsenden Anziehungskraft des Planeten sich bald ein Teil um den anderen vom Mond ablösen und zur Erde stürzen. Allein es wäre dem Mond mit einer so langsamen Rotation, wie sie der Planet hat, hinsichtlich auf die verhältnismäßige Verteilung der Luft, des Wassers und somit auch des Feuers sehr wenig gedient, und würde alles dieses noch so sein wie jetzt, nämlich auf der dem Planeten entgegengesetzten Seite. Denn das Wasser, die Luft und das Feuer müssen auf einem Weltkörper durch eine verhältnismäßige Geschwindigkeit durch die hervorragenden Berge herumgetrieben werden; ansonst würden diese fürs organische Leben so notwendigen Elemente auf der dem Zentralkörper entgegengesetzten Seite vermöge der Schwungkraft und ihrer eigenen flüssigen Schwere sich anhäufen.

[1.6] Wenn aber solches der Fall wäre, da fragt euch selbst: Wer könnte da auf einem solchen Weltkörper leben? Er würde nur so lange leben, als er sich unter der Luft- und Wasserschicht befinden würde; wenn aber der Planet sich aus dieser hinausdrehen möchte, so müsste er notwendig in dem luftleeren Raum ersticken, wenn er nicht schon früher unter der Wasserschicht ersoffen wäre.

[1.7] Nun seht, das wäre auch bei dem Mond der Fall, hätte er eine nur so langsame Rotation wie die Erde. Er müsste, um die Luft und das Wasser und Feuer gehörig zu verteilen auf seiner Oberfläche, eine fünfmal schnellere Drehung um seine Achse haben, d. h.: Er müsste sich in vierundzwanzig Erdstunden fünfmal um seine eigene Achse drehen, welches dann nichts anderes als die schon nach fünf Jahren gänzliche Vernichtung des Mondes zur Folge hätte, und die Erde wäre übersät mit lauter Mondpartikeln. Welchen Effekt aber die vom Mond auf die Erde aufstürzenden Massen hervorbringen würden, das brauche Ich euch gar nicht näher zu bestimmen, sondern sage nur so viel, dass da niemand am Leben bleiben würde.

[1.8] Wenn ihr dieses ein wenig verständig beachtet, so werdet ihr wohl begreifen, warum der Mond keine Rotation hat, daher auch stets nur ein und dieselbe Seite der Erde zukehrt.

[1.9] Damit ihr aber den Mond und seine Bewohnbarkeit vollends begreift, so müsst ihr wissen, dass der Mond eigentlich nur auf der dem Planeten zugekehrten Seite Mond ist; auf der entgegengesetzten aber ist er nicht Mond, sondern ein ganz fester Erdteil. Was also Mond ist, das ist nicht fest, sondern sehr locker, beinahe so wie ein etwas gefesteter Schaum des Meeres, dessen festere Teile gleich Bergen hervorragen, die weicheren Teile aber nischen- und trichterartig gegen das Zentrum des ganzen Weltkörpers eingesunken sind, in deren einigen sich noch nicht weichen könnende atmosphärische Luft befindet, welche sich, durch starke Fernrohre betrachtet, fast so ausnimmt, als wäre sie ein Wasser. Alle Höhepunkte, wie auch die weniger tiefen Trichter, haben durchaus keine atmosphärische Luft, sondern bloß nur Äther, wie er sich in den freien Räumen zwischen der Sonne und den Planeten vorfindet. Diese Seite des Mondes ist daher auch von keinem organischen Wesen bewohnt, sondern ihre Bewohner sind geistiger Art. Diese geistigen Bewohner waren bei Leibesleben lauter Weltsüchtige und werden nun zur Besserung dahin gebannt, damit sie sich auf diese Art an der Welt noch hinreichend vollgaffen können. Und wenn sie dann nach bedeutenden Zeitlängen gewahr werden, dass die Weltangafferei keine Früchte trägt und sie den dahin gesendeten Lehrern Gehör leihen, so werden die Tatwilligen alsobald von da zu einer höheren, beseligenden Freiheitsstufe geführt; die weniger Folgsamen aber werden auf der Erde des Mondes wieder mit Leibern angetan und müssen sich da sehr armselig und kümmerlich durchbringen. Denn sie haben da fürs Erste mit der größten Kälte und Finsternis zu kämpfen, im Gegenteil aber dann auch mit einer unerträglichen Hitze; denn da dauert die Nacht beinahe vierzehn volle Erdtage und ebenso lang auch wieder der Tag. Gegen das Ende einer jeden Nacht wird es dort so kalt wie auf der Erde am Nordpol, und um die Mitte und gegen das Ende des Tages wird es so heiß, dass da kein lebendes Wesen auf der Oberfläche es aushalten kann.

[1.10] Diese Bewohner, wie auch alle anderen organischen Wesen, hausen da in der Erde. In dieser unterirdischen Wohnung müssen sie sowohl die Hälfte des Tages über zubringen als auch über die Hälfte der Nacht; es gibt daher auch dort keine Häuser und Städte so wie bei euch, sondern die Wohnungen sind in den Tiefen der Monderde, hie und da auch in Gebirgsklüften und Höhlen.

[1.11] Es gibt dort keine Bäume, die da Früchte tragen möchten, sondern nur Wurzelgewächse, wie z. B. bei euch die Erdäpfel, Rüben, Möhren und dergleichen. Diese Gewächse werden im Anfang des Tages angepflanzt und zu Ende des Tages vollends reif. Im Anfang der Nachtdämmerzeit kommen die Menschen aus ihren Höhlen hervor und ernten diese Früchte und bringen sie alsbald in ihre unterirdischen Wohnungen, wovon sie sich dann durch die Nachtzeit ernähren, wie auch durch den ganzen folgenden Tag.

[1.12] Von den häuslichen Tieren ist bloß eine Art Erdschaf zu bemerken, welches diesen Bewohnern das ist, was das Rentier den Nordländern.

[1.13] Es gibt noch sowohl in den Flüssen und Seen, die auf der Monderde ziemlich häufig vorkommen, eine Menge Wassertiere, wie auch einige kleine Arten von Vögeln – nicht unähnlich euren Sperlingen –, wie auch ganze Heere von Insekten und anderen ein-, zwei-, drei- und vierfüßigen Erdtierchen, deren Zweck und nähere Beschreibung ihr bei einer anderen Gelegenheit vernehmen werdet. Vorderhand genüge euch das Gesagte.

[1.14] Vorzüglich aber hütet euch, Meine Lieben, davor, dass ihr nicht auch dereinst Bewohner dieses armseligen Weltkörpers werden mögt! Denn dieses gelb schimmernde Schulhaus des Lebens ist gar ein mühseliges Schulhaus, und es wäre besser, auf der Erde in einem Tag vierzehnmal zu sterben, als dort nur einen Tag lang zu leben; denn die Bewohner sind dort viel schlechter daran als die hier in den Friedhöfen Begrabenen. Denn diese wissen nicht, dass sie begraben sind; aber die Bewohner des Mondes müssen in ihren Gräbern leben, werden dort auch oft in ihren unterirdischen Behausungen entweder durch Einstürze oder durch plötzliche Wasserüberflutungen begraben.

[1.15] Was noch fernere bemerkenswerte Erscheinungen sowohl der Monderde und deren Bewohner anbelangt, so werde Ich euch dieses bei einer nächsten Gelegenheit kundgeben. Für jetzt aber denkt über das Gesagte nach und seht vorzüglich darauf, dass ihr den Frühling eures Lebens wohl erkennt und benützt, – so werdet ihr selbst an dem Mond, wenn dieser vollends vor euch enthüllt wird, ein ganz bedeutendes Zeichen des Menschensohnes am Himmel erblicken. Amen. Das sage Ich zu euch, nun kommend auf den Wolken des Himmels. Amen, amen, amen.

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