Der Laodizenerbrief |
[1.3] Wir danken und loben und preisen aber allzeit Gott, den Vater unseres Herrn Jesu Christi, und tragen große Sorge um euch, und beten allzeit für euch zu Gott! [1.4] Denn wir haben vernommen durch des Herrn Geist, und durch den Bruder Epaphras, und durch Nymphas, dass ihr in manchen Stücken abgefallen seid [1.5] und habt euch erwählt einen Bischof und eine Geistlichkeit, und wolltet machen aus Christo einen Götzen; und habt euch bestimmt ein Haus, einen Tag, und verbrämte Kleider [1.6] also, wie es war zum Teil unter den Heiden, und unter den Juden, da noch die Beschneidung des Fleisches galt vor Gott, die Er angeordnet hatte unter dem Vater Abraham zum Vorzeichen der lebendigen Beschneidung des Geistes durch Jesum Christum in euch. [1.7] Das aber lasse ich euch nun wissen, auf dass ihr erfahrt, welch einen Kampf ich nun zu leiden habe um euretwillen, die ihr gesehen und nicht gesehen habt das Fleisch meiner Person; [1.8] und auf dass ihr kräftig ermahnt werdet in eurem Herzen, und dann zusammennehmen möchtet eure Liebe, in welcher ist aller Reichtum des gewissen Verstandes, um zu erkennen das große Geheimnis Gottes, des Vaters, in Seinem Sohne Jesu Christo; [1.9] in dem aber verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der lebendigen Erkenntnis im Geiste. [1.10] Ich aber vermahne euch darum, auf dass euch niemand verführe durch vernünftige und geschmückte Reden, und durch die Philosophie der Heiden. [1.11] Denn Vernunft ist auch den Tieren eigen, wie die Philosophie den Heiden, welche den toten Götzen opfern! [1.12] Ihr aber seid erkauft durch den Tod des Einen zum ewigen Leben in Gott dem Vater; wie möget ihr da euer Herz, das da eine Wohnstätte des heiligen Geistes geworden ist, wieder dem Geist der Toten weihen?! [1.13] Bin ich auch nicht bei euch im Fleisch, so bin ich aber doch stets bei euch im Geist, durch die Macht Christi in mir, und sehe euren Glauben und eure Werke; [1.14] und will euch darum ernstlich vermahnen, und zeigen, wie so manche von euch lieben Brüdern in eine große Torheit verfallen sind; denn ihre Scheingründe kenne ich und weiß, was sie wollen. [1.15] Also aber sei es, dass ihr Jesum Christum halten sollt, wie ihr Ihn von mir überkommen und angenommen habt, und sollt also wandeln nach dem Evangelium, das ich euch getreu gepredigt habe, [1.16] und sollt im selben feste Wurzeln fassen, und fest sein im Glauben, also, wie ich es euch alle gelehrt habe aus dem Geist unseres Herrn Jesu Christi, des lebendigen Sohn Gottes, der da herrscht zur Rechten des Vaters von Ewigkeit. [1.17] Also aber, wie ihr nun werden wollt und es haben wollt, seid ihr Widersacher Christi und Seines Wortes! [1.18] Was wollt ihr denn? Möchtet ihr von neuem wieder Sklaven und hartgehaltene Knechte des Gesetzes und der Sünde und des Todes werden, von allem dem wir sind frei geworden durch Jesum Christum? [1.19] Hört mich an! Ich sage zu euch: Seht gar wohl zu, dass ihr nicht berückt und beraubt werdet durch eure Weltweisheit und durch die gar lose Lehre derjenigen unter euch, die da mehr fürchten die Römer und die blinden Juden als den Herrn der Herrlichkeit, der uns erlöset hat, und durch den wir und Himmel und Erde und alle Dinge gemacht worden sind! [1.20] Da ich aber unter euch war, da fragten mich eure Weltweisen, was Unterschiedes da sei zwischen Gott und Seinem Sohne Christus. – Ich aber nahm das Wort und sprach zu ihnen: [1.21] „Höret Brüder! Gott ist Einer, und Christus ist Einer; denn so es nur einen Gott gibt, so gibt es auch nur einen Christus. Was Unterschiedes sollte da sein zwischen Gott und Christus? – Gott ist die Liebe, und Christus ist die Weisheit in Gott, und das Licht, die Wahrheit, der Weg und das ewige Leben! [1.22] In Christo wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und wir sind vollkommen in Ihm; denn Er ist der Grund und das Haupt aller Herrlichkeit, aller Macht und Kraft, aller Obrigkeit der Welt, und ist ein Fürst aller Fürstentümer der Erde.“ [1.23] So ich, Paulus, aber solches im Geist und in aller Wahrheit zu euch geredet habe, wie lasst ihr euch denn nun von Menschenlehre und Weltsatzungen betören? [1.24] Ihr seid beschnitten worden ohne Hand und Messer durch den heiligen Geist, indem ihr abgelegt habt euer sündiges Leben, welches war eine mächtige Wurzel in eures Leibes Fleisch; und das war eine wahre, lebendige Beschneidung in Christo! [1.25] Denn da seid ihr in eurem sündigen Fleisch mit Christo für die Welt begraben worden durch die Taufe mit dem heiligen Geist und seid dann wieder durch Christum neu auferstanden durch den lebendigen Glauben und durch die Liebe zu Ihm! [1.26] Was wollt ihr denn nun wieder mit der alten Beschneidung, die da aufgehört hat; was mit der Zeremonie, die nunmehr ist ohne Wert, weil Christus schon da war und auferstanden ist und wir in Ihm; was wollt ihr mit dem Sabbat, wenn Christus an jedem Tage gewirkt hat und noch wirkt und hat dadurch jeden Tag zu einem Tag des Herrn gemacht und hat am Sabbat nicht gefeiert? [1.27] Ich aber kenne euch, dass ich euch sage: Christus, wie Er ist, will arm sein in der Welt; aber ihr wollt Gold! Das ist es, darum ihr ein Bethaus, einen Feiertag und verbrämte Kleider wollt! [1.28] Ihr sagt, Gott habe durch Christum, Seinen Sohn, die Satzungen Mosis nirgends aufgehoben, sondern dieselben im letzten Abendmahl vielmehr bestätigt; also müsste denn auch eine Opferzeremonie sein. [1.29] Ich, Paulus, ein rechter, von Gott erwählter Apostel des Herrn, aber bin doch erfüllt vom Geist Gottes; wie kommt es denn, dass mir der Geist Gottes solches noch nie angezeigt hatte, indem ich doch vor meiner Berufung ein viel erpichterer Tempeldiener und Knecht war, denn ihr es je wärt? [1.30] Ich aber will euch nun sagen: Wie mich der Geist Gottes erweckt hatte, als ich nach Damaskus zog, zu verfolgen die junge Gemeinde Christi daselbst, so habe ich zuerst – in meiner Blindheit sogar – geschaut, dass der Herr im Geist und in der Wahrheit will verehrt und angebetet sein, aber ewig nimmer in einer Zeremonie! [1.31] Denn keinen hatte Gott zuvor blind gemacht, den Er berufen hatte zu Seinem Dienste; ich aber musste erblinden zuvor, auf dass ich verliere Alles ohnedem, was der Welt ist, bevor ich werden sollte einer Seiner geringsten Knechte nur! [1.32] Warum aber musste ich erblinden zuvor? Weil mein ganzes Wesen in der Materie des Tempeldienstes begraben war, und damit es darum von mir genommen ward. [1.33] So mich aber der Herr ohne Zeremonie, also in meiner Blindheit, berufen hatte, wie hätte ich da aus dem Abendmahl je eine Zeremonie machen sollen? [1.34] Oder ist es nicht also, wie mich allzeit lehrt der Geist Gottes? – Wer das Licht der Augen hat, der schaut die Zeremonien der Welt und erlustigt sich daran; [1.35] aber für den Blinden ist alle Welt mit ihrer Zeremonie vergangen und der alte Tempeldienst und alle die verbrämten Kleider! [1.36] Also ist es eine ewige Wahrheit, dass der Herr mich nicht berufen hatte für eine neue Errichtung der Zeremonie, sondern für die Aufrichtung der Herzen, um welche der Satan Jahrtausende seine harten Ketten geschmiedet hatte; [1.37] und zu predigen jedermann die Freiheit des Geistes, den Frieden der Seele, und damit zu zerreißen in Christo dem Herrn die alten, harten Bande des Todes! [1.38] Was aber nützt mir und euch meine Lehre, was das Evangelium Gottes, so ihr euch frei wieder in den alten Tod begeben wollt? [1.39] Ich aber bitte euch um eures ewigen Lebens willen: lasst ab von dem, was die alte Gefangenschaft zu Babel allen Juden als ein hartes Erbe hinterließ. [1.40] Seht, Babel, die große Hure der Welt, hat der Herr vernichtet; denn sie gab vielen Völkern den Tod! Was aber werdet ihr gewinnen, so ihr aus Laodizea ein neues Babel errichten wollt? Daher lasst ab von dem, was der Gräuel der Verwüstung von neuem herbeiführen möchte, wovon Daniel geweissagt hatte, da er stand an heiliger Stätte. [1.41] Christus aber hat euch lebendig gemacht, da ihr tot wart in euren Sünden und in eurer Vorhaut eures Fleisches, und hat euch nachgelassen alle Sünden, die ihr allzeit begangen habt in dem Tempel, wie in eurer Vorhaut. [1.42] Er vertilgte die blutige Handschrift, welche da war wider uns alle, die da entstanden ist durch weltliche Satzungen, und unsere Namen waren mit dieser Schrift eingetragen ins Buch der Welt, ins Buch des Gerichtes und ins Buch des Todes, indem Er sie ans Kreuz heftete! [1.43] Warum aber wollt ihr nun diese von Gott Selbst vertilgte, ans Kreuz des Gerichtes, der Schmach, des Fluches, des Todes geheftete Blutschrift wieder herabreissen und eure neuen Namen in Christo vertauschen für die alten, welche mit Blut geschrieben waren im Buch des Gerichtes? [1.44] O ihr blinden Toren aller Torheit! In Christo seid ihr frei geworden – und wollt nun wieder Sklaven und Knechte der Sünde, des Gerichtes und des Todes werden! Habt ihr denn nicht gehört, dass derjenige verflucht ist, der da ans Kreuz geheftet wird?! [1.45] Christus aber hat eure Schande, eure Schmach, eure Sünde, euer Gericht und euren Tod auf Sich genommen und ließ Sich für euch als ein Verfluchter ans Kreuz heften, um euch allen die volle Freiheit zu verschaffen vor Gott; und damit ihr in Ehren wandeln sollt, nahm Er alle eure Schande und Schmach mit ans Kreuz! [1.46] O was hat euch doch berückt, die ihr lebendig geworden seid in Christo, dass ihr nun wieder euch dem Tod von neuem ergeben wollt?! [1.47] Mit was soll ich euch denn vergleichen, das euch treffen möchte, wie ein guter Wurf die Zielscheibe? – Ja, ihr seid gleich einer brandigen Buhldirne, die da wohnt in einer Stadt und ist aber dennoch eines guten Hauses Tochter. [1.48] Hört mich an, und schreibt es euch hinter die Ohren! Was nützt der Buhldirne ihre gute Abkunft, so aber dennoch ihr Fleisch geiler ist als das Fett eines gemästeten Sündenbockes? [1.49] Wird sie nicht in ihrem Gemach vor Fleischbrand auf und ab rennen und wird bald bei einem, und bald wieder beim andern Fenster den halben Leib hinausstrecken und wird ihre buhllüsternen Augen nach allen Seiten herumschießen lassen, ob sie erblicken möchte den, der da hat, darnach ihr Fleisch geilt und brennt?! [1.50] Und wird sie ihn erblicken, so wird sie ihm zeigen durch die lose Glut ihrer Augen, was sie möchte, und wird in ihrer Begierde ums Zehnfache mehr sündigen mit ihm als eine Hure im Bett der Schande mit ihrem Buhlen! [1.51] O seht, ihr Laodizener, das ist euer Bild! – Wisst ihr aber, was der redlich werben wollende Bräutigam solch einer Dirne tun wird, so er vor ihrem Haus vorbeiziehen wird und wird ansichtig ihrer schändlichen Geilerei? [1.52] Er wird sie sofort tun aus seinem Herzen und aus seinem Munde und wird sie hinfort nicht mehr ansehen, und so sie auch gelangen möchte in die größte Not! [1.53] Desgleichen wird euch auch der Herr tun; denn Er hat euch einen neuen, lebendigen Tempel errichtet in euren Herzen, allda ihr Seiner harren sollt; ihr aber verschmäht den Tempel, dieses heilige Gemach, und rennt aus lauter weltlicher Geilheit an die Fenster des Gerichtes und wollt da geilen mit der Welt, des Goldes wegen, des Ansehens und der Herrschsucht wegen, da ihr nach allem dem lüstern seid! [1.54] Ich aber sage euch: Der Herr wird Sich zurückziehen und wird euch in alle Hurerei übergehen lassen, ins alte Gericht und in den alten Tod, so ihr nicht sofort umkehrt und gänzlich ablasst von eurer selbstgewählten Geistlichkeit, von eurem Tempel, von eurem Feiertag und von euren verbrämten Kleidern; denn dies alles ist vor dem Herrn ein Gräuel gleich einer brandigen Buhldirne, die da in ihrem Herzen ärger ist denn zehn Huren Babels. |
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