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Himmelsgaben

Verständnis und Duldsamkeit – 1. November 1840

Es steckt in jeder Pflanze ein neuer Same, und auf tausend Baumarten reifen auch ebenso viel verschiedene Fruchtarten. Kennst du wohl den Nutzen aller? Sicher nicht! O sieh, es artet so sich auch des Geistes Leben in den Menschen, die da eines guten Willens sind. Die Arten und Gattungen, wenn sie auch verschieden sind, machen (vor Mir) keinen Unterschied. Es fragt sich nur, wie weit da alle nützlich sind. Daher sollt ihr niemand verdammen, sondern kennenlernen Meine verschiedenen Wege!

Nachfolgende „große Diäten“ [Kleinere Naturzeugnisse 1906]

[1.401101.1] Bevor wir zur sonderlichen Durchleuchtung alles des in der vorigen Mitteilung Erwähnten schreiten wollen, ist es notwendig, euch auf einen Irrtum aufmerksam zu machen, der so viele Menschen gefangen hält und sie oft gar gewaltig um einen guten Teil ihrer irdischen wie auch ihrer einstigen Seligkeit bringt.

[1.401101.2] Dieser Irrtum aber besteht darin, dass nämlich die Menschen häufig der Meinung sind, wenn ihnen sehr vieles gegeben wurde, sie da schon glauben, alles zu haben; einige aber wieder der Meinung sind, dass sie noch immer nichts erhalten haben, und gleichen einem durchlöcherten Fass, in welches man vergebens schöpft.

[1.401101.3] Denn so jemand glauben würde, alles zu haben, wenn Ich ihm Unendliches gegeben habe, wie könnte Ich ihm denn noch mehr geben? Seht, nach menschlichen Begriffen würde das freilich etwas sonderbar klingen, und füglich hätte jemand scheinrechtlich Grund, zu sagen: Wenn mir die Unendlichkeit treu geworden ist, was sollte ich noch empfangen, das mehr wäre denn diese? – Das ist allerdings dem äußeren Schein nach richtig, aber nicht so auch der inneren Wahrheit aus Mir gemäß, da Ich nicht nur der Herr einer Unendlichkeit bin, sondern einer Unendlichkeit von Unendlichkeiten – welches so viel sagen will als, dass alles – jedes und Einzelnes, da es aus Mir ist, Unendliches in sich birgt, indem Ich, als der ewige Urgrund aller Dinge, in allem und jedem unendlich bin.

[1.401101.4] Wenn irgendein endlicher Mensch ein noch so großes Werk zuwege gebracht hätte, so wäre dasselbe demungeachtet endlich, weil sein Urheber ein endlicher ist. So aber Ich das kleinste Werk ins Dasein rufe, und ist dieses auch seinem äußeren Umfang nach endlich und eng begrenzt von allen Seiten, so ist es aber demungeachtet unendlich seinem inneren Wesen nach, da es schon Unendliches seiner Art in sich birgt. Seht, aus diesem Grunde irren denn auch die Menschen, wenn sie sehr vieles empfangen haben, das heißt, von Mir aus Unendliches – wenn sie dann glauben, auch schon alles zu haben, das heißt, von Mir aus Unendliches, da auf diese Art Unendliches gewiss noch nicht alles ist.

[1.401101.5] Im Gegenteil aber spricht sich sogar ein offenbarer Undank bei jenen aus, die, wenn sie schon sehr vieles, das heißt von Mir aus Unendliches, empfangen haben, noch immer meinen, nichts zu haben. Diese Menschen haben noch nicht die leiseste Ahnung von dem inneren Wert der Dinge. Sie zählen dieselben nur nach ihrem äußeren Volumen und kümmern sich wenig oder gar nichts um das wertvolle innere Wesen der Dinge, bedenken aber dabei nicht, dass die Schale der Nuss nicht genießbar ist, sondern nur die innere ölige Frucht. Solche Menschen geizen und scharren alles Mögliche zusammen, und bei aller ihrer Vielhabenheit hungern sie gleich jenem sehr verkümmerten Geizhals, der bei allen Fässern Goldes an einer dürren Brotkrume nagt und selbst bei diesem Nagen noch denkt, ob es um diese Brotkrume nicht schade ist, dass er sie verzehrt; denn es hätte ja vielleicht noch irgendeinen Menschen geben können, der ihm in seinem Heißhunger für ein solches Brotstück recht gerne einen Pfennig geboten hätte.

[1.401101.6] Nun, da wir hier zwei Extreme haben kennengelernt, so fragt sich: Wie sieht denn die gerechte Mitte aus, oder wie soll sie aussehen, damit sie gerecht sei vor Mir?

[1.401101.7] Da sage Ich euch, die gerechte Mitte soll eine wahrhaft kindliche sein, die da nicht rechtet nach dem Maße der Gabe, sondern nach dem Bedürfnis derselben und allezeit dankbar annimmt, wie und was immer der Vater gibt, und [ein Kind] ist heiter, dankbar und zufrieden mit jeder Gabe, die es empfangen hat aus den Händen des guten Vaters und hat kein Bedürfnis über das Empfangene hinaus, da es weiß, dass der Vater ihm allezeit geben wird, so viel es nur immer bedarf. Denn es weiß, dass der Vater sehr reich ist und daher das Kind auch allezeit sehr wohl zu versorgen imstande ist. Auch wird dieses Kind nicht unzufrieden sein mit der Gabe. Denn es ist noch allezeit hinreichend gesättigt worden, und weiß daher, dass es nicht zu wenig empfangen hat, weiß aber auch, dass, wie schon gesagt, der Vater sehr reich ist, daher auch allezeit geben kann, was das Kind bedarf, und weil der Vater auch überaus gut ist, daher auch allezeit geben will, was das Kind nur immer benötigt, und weil der Vater aber auch zugleich ein sehr weiser Vater ist, so gibt er dem Kind auch nur das und so viel, als es demselben, d. h. dem Kind, allezeit frommt.

[1.401101.8] Seht, so sieht also „die gerechte Mitte“ aus. Und in dieser gerechten Mitte sollt auch ihr euch befinden und sollt nicht denken, ihr habt alles, was zwar bei euch nicht der Fall ist, empfangen. Noch sollt ihr denken, dass ihr zu wenig oder gar nichts empfangen habt, das heißt im Vergleich dessen, was ihr von Mir noch empfangen könnt und werdet, so ihr dankbar in der gerechten Mitte verbleibt. Sondern ihr sollt gleich sein dem erwähnten Kind, das allezeit zufrieden und glücklich ist, da es seinen Vater wohl kennt. So ihr Mich als den allerbesten Vater wohl erkennt in euren Herzen, so seid auch wahre Kinder eines und desselben heiligen und allerbesten Vaters, der Ich bin, der auch soeben hier unter euch gegenwärtig ist, in und durch den schwachen Mund des Knechtes, dieses in die Feder gebend.

[1.401101.9] Nun nach dieser notwendigen Vorbetrachtung soll denn noch eine andere folgen, die ebenso nötig und wichtig ist, wie die nachträgliche Erörterung, die nach dieser Betrachtung folgen soll.

[1.401101.10] Ich sagte in der Vorauskündung, ihr sollt da wieder um eine Stufe höher gehoben werden. Und diese Stufe soll dann soeben in dieser zweiten Betrachtung euch vollends gegeben werden.

[1.401101.11] Seht, es legen sich abends Millionen Menschen auf ihr Schlaflager zur Ruhe ihrer Glieder nieder, und wieder stehen am nächsten Morgen Millionen Menschen von selbem mit ausgeruhten Gliedern auf, einige zur gewöhnlichen Tagesarbeit, andere zum gewöhnlichen Tagesmüßiggang. Und so stehen tausend Menschen auf, und von diesen tausend hat ein jeder etwas anderes vor. Aber von allen diesen aufgestandenen Menschen ist nicht einer, der da aufgestanden wäre, wie er hätte aufstehen sollen. Denn ein jeder ließ die Erscheinung des Morgens wie auch des folgenden Tages ganz unbeachtet, außer es hätte ihn nur irgendein gewaltiges Ungewitter geschäftsstörend verdrießlich gestimmt, oder es hätte ein naher, baumzerschmetternder Blitz durch seinen nachrollenden gewaltigen Donner ihm ein wenig ins Ohr geraunt: „Höre einmal, du schwacher, geschäftiger Mensch! Wäre ich, der leuchtende Blitz, um dreißig Ellen nur deiner Schwachheit näher gekommen, so wäre wohl all deine Weltrechnung mit einem Strich geschlossen worden.“

[1.401101.12] Allein da ist der Mensch wie ein Sperling, auf schaukelndem Weidenast sich wiegend – wenn der Schuss fehlt, so fliegt er erschreckt zwitschernd davon, als wollte er mit diesem Angstgezwitscher sagen: „Das war doch eine Todesgefahr! Ich will diese Gegend meiden! Und nimmer soll der Jäger mit seinem Feuerrohr den fernen Ast finden, auf welchem ich mich nun sehr wohl verbergen will.“ – Allein nicht lange, sitzt der nämliche Sperling wieder auf dem Ast, an welchem er die gewaltige Stimme des Todes vernommen hat.

[1.401101.13] So sind denn auch die Menschen! Eine Gefahr bleibt nur so lange ihre Lehrerin, solange sie als solche gedauert hat. Ist die vorüber, ist alles vorüber! Der Mensch kehrt wieder in sein Alltagsleben zurück und bleibt derselbe blinde Mensch, wie er zuvor und ehe war und gleicht einem Tauben und Blinden im Schauspielhaus, der da hineingeht, ohne etwas zu sehen, noch etwas zu hören.

[1.401101.14] Denn so ist auch die Welt ein großes Schauspielhaus, in welchem zahllose Szenen in jeder Sekunde aufgeführt werden, von denen jede von unendlichem Wert ist. Wer da nicht taub und blind ist, der wird gewiss eine eitle Lust daran finden. Wer aber taub und blind ist, der gleicht einem Polypen, der sich festgesetzt hat in einem finstern Sumpf des Meeres und kein anderes Bedürfnis, als das mit tausend Mäulern zu fressen empfindet.

[1.401101.15] So ihr aber aufwacht am Morgen, so seht mit aufmerksamem Herzen die Dinge um euch her, habt Acht auf eure Gefühle, die allezeit modifiziert erscheinen, auch schon, wenn nur ein Wölkchen am Himmel die frühere Form verändert, ja wieder anders werden, so ihr in was immer für eine Weltgegend eure Blicke richtet. Anders fühlt ihr am Morgen, anders am Mittag und anders am Abend.

[1.401101.16] Wenn ein freundliches Lüftchen weht, werden da nicht eure Gefühle heiter und lieblich bewegt? Wenn da weht ein warmer Südwind, der herrliche Wolkenmassen durch den blauen Himmel treibt und ihr seht die Vögel der Luft sich wetteifernd emsig herumtummeln in den heftigen Wogen der Südluft – werden da nicht eure Gefühle selbst geweckt und heldenmäßig gestimmt, dass ihr oft selbst eure Arme gleich Flügeln ausbreitet, um euch Vögeln gleich zu erheben in die wogende warme Luft und mutig zu kämpfen daselbst gleich den Vögeln mit dem Flügelpaar gegen solches ziemlich gewaltsame Strömen der Südluft? Wenn aber ein feuchter Ost- oder ein gewaltiger Nordwind zu wehen anfängt, so werdet ihr ganz kümmerlich in euren Gefühlen und zieht euch bescheiden zurück vor diesen unfreundlichen, sehr gewaltsamen Winden. Und wenn sich der hohe West erhebt, dann schaut ihr empor, und eure Augen weiden sich an den lämmerartigen Gebilden der Wölkchen und eure Gefühle werden weiter und weiter unter den weiten Hallen des blau und weiß durchwirkten Himmels. Und werden nicht wiederum eure Gefühle ganz anders, so euch am heiteren Morgen aus den roten Wölkchen des Aufganges ein frisches Morgenlüftchen entgegenweht?

[1.401101.17] Und so mögt ihr schon bei was immer für einer Erscheinung zugegen sein, ja wo immer hinreisend euch verfügen, und selbst in was immer für einer Handlung begriffen sein, so habt Acht auf jegliche auch noch so kleinfügige Erscheinung, und ihr werdet gewiss allezeit sicher gewahr werden, wie sehr sich die Gefühle allezeit modifizieren, ja oft so stark, dass, so ihr euer eigenes Gemach wieder betretet, euch dasselbe vorkommt, als wenn ihr es zum ersten Male betreten hättet, oder es kommt euch doch im selben selbst alles ein wenig fremdartig vor.

[1.401101.18] Wer dieses von euch noch nie sollte empfunden haben, weil er noch nie aufmerksam darauf gemacht wurde, der mache sich nur einmal die Mühe und gehe oder fahre von hier aus nur zwei Stunden weit gegen Süden, z. B. nach dem sogenannten „Feldkirchen“ oder „Straßgang“ oder „Fernitz“, und kehre dann wieder zurück und notiere sich seine Gefühle, die ihm dabei vorgekommen sind sich seiner bemeisternd, als er sein Gemach wieder betrat. Am nächsten Tag aber mache er die entgegengesetzte Reise, kehre zurück und tue in seinem Gemach dasselbe, und er wird gewiss recht gewaltigen Unterschied in seinen Gefühlen bemerken.

[1.401101.19] Nun aber fragt sich, worin denn der Grund solcher Erscheinungen liegt. Die Beantwortung dieser Frage ist der eigentliche Hebel auf eine höhere Stufe. Seht, so wie ihr bei irgendeinem Unterricht, je nachdem derselbe geartet war, da sein Stoff entweder ein geschichtlicher, ein technischer, ein geologischer, ein mathematischer, ein religiöser war, allezeit gewiss anders denken und empfinden werdet, so ist dieses umso mehr der Fall, wenn ihr in Meiner großen Unterrichtsphäre gewandelt seid, denn so rede Ich durch alle die vorbenannten und noch tausend andere Erscheinungen beständig zu eurem Geist.

[1.401101.20] Allein, wie ihr schon wisst, ist den Tauben und Blinden hart predigen; denn diese empfinden höchstens den Geruch der Speise, wie aber die Speise aussieht, das sehen sie nicht. Und wenn man ihnen sagt, woraus und wie sie verfertigt ist, das hören sie nicht, weil sie taub sind. Seht, so sind auch alle diese Erscheinungen zahllose, wohl zubereitete Speisen für den Geist. Aber in diesen vorbenannten Gefühls-Modifikationen empfindet ihr nur den Geruch dieser Speisen, aber sehen könnt ihr sie nicht, da ihr ebenfalls noch blind seid. Und wie sie zubereitet sind, das könntet ihr ebenfalls nicht vernehmen, der noch obwaltenden großen Taubheit wegen.

[1.401101.21] Das aber ist die höhere Stufe, dass Ich euch in dieser Vorbetrachtung eine kleine Augensalbe gebe, vermöge welcher ihr ein wenig sehend werden sollt, und zwar in eurem Herzen, um hernach aus diesen Erscheinungen verständig zu denken in der Mitte eures Herzens, dass dergleichen Dinge nicht geschehen ihrer selbst willen, sondern so, wie ein Professor nicht seiner selbst willen auf den Katheder tritt, sondern seiner Schüler wegen.

[1.401101.22] Und es ist jede dieser Erscheinungen nichts als ein heller Spiegel, welcher so künstlich eingerichtet ist, dass ein jeder Mensch, der nur einigermaßen geweckt ist und nicht gar zu lange in den Tag hineinschläft, sein inneres Wesen von Sekunde zu Sekunde modifiziert in selbem erschauen kann, wie auch das Gesamtbild aller Menschen und eines jeden einzelnen in Beziehung auf die Gesamtheit. Ja, er kann erschauen im selben das ganze Verhältnis der Hölle, der erlösten und unerlösten Geisterwelt, wie auch im innersten Grunde dieses Spiegels den Himmel und alles das, was des Himmels ist, und kann erblicken im selben alles dieses in unendlichen Potenzen, weil Ich, als der Zulasser und Darsteller alles dessen, wie schon gesagt, Selbst unendlich bin.

[1.401101.23] Wenn ihr daher in der Zukunft wie und wann immer ausgeht, so haltet ja keine Erscheinung für so geringfügig, dass sie nicht eures Beachtens würdig wäre. Und glaubt, dass Ich nicht zu viel sage, wenn Ich euch selbst auf die kleinsten Wendungen eines Sonnenstäubchens aufmerksam mache und auch auf das emsige Getrippel irgendeines winzigen Insektes. Denn ist auch dieses ohne Bedeutung dann, wenn es von niemand beachtet oder beobachtet wird, weil es dann nur auf eine Mich allein angehende Art tätig ist – jedoch nicht so ist es, so eure Augen treffen irgendeinen Gegenstand, denn alsdann wird sogleich ein Sonnenstäubchen, wie eine Milbe und ein irgendeinem Schornstein entsteigender Qualm von Mir für den Beschauer zu einem Apostel geweiht und tritt in dem Augenblick als wohl unterrichteter Lehrer in Meinem Namen vor eure Augen.

[1.401101.24] Seht, das ist eine höhere Stufe, die Ich euch versprochen habe! Daher sagte Ich euch schon in der vorigen Mitteilung vorbauend: Es gibt gar viele, welche die Erscheinungen der Natur angaffen werden, gerade so, wie ihr zu sagen pflegt, wie eine Kuh ein neues Tor. Aber ganz außerordentlich wenige gibt es, die sich selbst in den Erscheinungen der Natur finden.

[1.401101.25] In der Nacht vorher, als ihr nach Meinem vorbekannten Willen euch verfügt habt an den bestimmten Punkt, nämlich der Kleinalpe, da hat es, wie ihr wisst, recht gewaltig geregnet, wie in den Gebirgen ebenfalls recht tüchtig geschneit. Dieses war für euch eine ganz natürliche Erscheinung. Und da war keiner unter euch, dem es beigefallen wäre, dass solches euretwegen geschehen sei, ja nicht nur euretwegen allein, sondern der gesamten Menschheit wegen; ja nicht nur der gesamten Menschheit wegen allein, sondern der gesamten Schöpfung wegen; ja nicht nur der gesamten Schöpfung wegen allein, sondern der gesamten Hölle wegen; und nicht nur der gesamten Hölle wegen, sondern der gesamten erlösten und unerlösten Geisterwelt wegen; und wieder nicht dieser wegen allein, sondern auch des gesamten Himmels wegen; aber auch nicht deswegen allein, sondern auch Meinetwegen und euretwegen.

[1.401101.26] Da werdet ihr und noch mehr viele andere, denen dieser „Segen“ in die Hände kommen wird, sagen: „Das verstehe, wer es verstehen mag und will, allein wir verstehen es nicht! Denn wie eines für eines allein und doch wieder nicht für eines allein, und wie eines eins und doch nicht eins ist, das reime sich zusammen, wer es kann und will. Und wer da einen Apfel hat, der kann doch nicht mehr als einen Apfel haben!“

[1.401101.27] Das ist wahr, sage Ich, aber es ist auch wieder wahr, dass derjenige, der blind ist, nichts sieht und der Taube nichts hört und daher auch nicht begreifen kann, wie eines zugleich auch vieles sein kann, und so auch umgekehrt, und wie ein Bild einem Menschen ganz vollkommen ähnlich sein kann und zugleich aber auch allen Menschen zum Ebenbild dienen kann. Und noch weniger kann er einsehen, dass das, was nicht ist, noch zu sein scheint, doch alles ist und sogar sein kann und dass im Gegenteil alles, was ist und alles zu sein scheint, im Grunde doch nichts ist oder doch wenigstens zu nichts wird.

[1.401101.28] So wäre demnach hier eine kleine Verstandesschraube verfertigt, an welcher der Verstand hinreichenden Stoff sich gar gewaltig zu würgen findet. Aber das Herz wird sich des freuen, da es daraus ersehen wird, dass die äußere Materie, die doch alles zu sein scheint, im Grunde aber doch nichts ist, und dass Geistige aber in der Materie, welches dem Blinden und Tauben nichts zu sein scheint, am Ende doch alles ist! Ja, das Herz wird sich freuen, wenn es daraus ersehen wird, dass am Ende doch nur Ich alles in allem bin!

[1.401101.29] So war auch dieser Regen schon eine gar wichtige Erscheinung, es versteht sich von selbst nur für den inneren Menschen, da fürs Erste durch ihn angezeigt wurde, und zwar ganz für euch allein, ein ebenso gewaltiger Gnadenregen von Meinem geistigen Himmel in das Herz eures Geistes. Aber nicht nur für euch allein, sondern für alle soll dereinst dieser Regen gelten, ja nicht nur für alle, wie schon gesagt, auch zur Erhaltung der Erde, wie auch dadurch zur Erhaltung der ganzen Schöpfung, kam dieser Regen, da ihr schon wisst, was selbst von dem ersten Tropfen abhängt, wann und wohin er fällt, dass die Erde und alle Schöpfung erhalten werde.

[1.401101.30] Aber wieder, wie schon gesagt, nicht allein für diese Erde und die Erhaltung der ganzen Schöpfung kam dieser Regen, sondern aus euch wohlbekannten Gründen auch in geistiger Hinsicht für die Zurechtweisung der ganzen aufrührerischen Hölle; denn es geschieht nichts in der geistigen Welt, was sich nicht entsprechend zugleich auch naturmäßig darstellen möchte. Und so ebenfalls geschieht auch in der gesamten Natur nichts ohne zureichenden entsprechenden geistigen Grund. Und daher, so ihr solches seht, so könnt ihr in der Zukunft auch schon wissen, wie und warum solches geschehen ist.

[1.401101.31] Aber wieder nicht nur für die gesamte Hölle, sondern für die gesamte erlöste und unerlöste Geisterwelt; für die erlöste als eine geistige Gnadenspende zum Wachstum in Meiner Liebe, und für die unerlöste als ein Erlösungsmittel aus der dadurch erweichten Materie; denn da ist jeder Tropfen ein goldener Schlüssel zur Eröffnung eines viele Millionen Jahre lang andauernden Kerkers; aber wieder nicht nur für diese allein, sondern auch für den gesamten Himmel, damit er sich entledige und erleichtere von seiner Gnadenüberfülle; aber nicht nur allein für den gesamten Himmel, sondern für Mich, damit Meine Liebe wieder größeren Raum finden möchte, in stets gewaltigeren Strömen und Strömen Meinem Vaterherzen zu entquellen; und doch wieder nicht für Mich allein, sondern für euch, damit ihr wieder desto mehr und mehr gewahren sollt, wie überaus gut euer heiliger Vater ist.

[1.401101.32] Seht, so wie also dieser Regen als die erste Erscheinung von so großer Bedeutung war, so war auch jede nachfolgende nicht minder; denn jede war so wohl berechnet, dass nicht ein Nebelstreifchen umsonst über den Abhang irgendeines steilen Felsens schwebte, ohne dass es euch zuerst gesagt hätte:

[1.401101.33] „Seht, die große Liebe des allmächtigen Vaters, wie sie mich trägt gefahrlos über den schroffen, tödlichen Abhang dieses hohen Gesteins und wie mich die sorgliche Liebe eben dieses großen Vaters hinaufzieht aus der Nacht meines ewigen Kerkers allmählich an Sein großes licht- und lebensvolles Vaterherz und wie ich zwar jetzt noch als unförmlicher Nebel mich über diesen steilen Abhang erhebe und noch nicht weiß, woher diese große Gnade kommt – aber doch sage ich nun euch, unter meiner nottraurigen Nebelgestalt wandelnden und forschenden Menschen:

[1.401101.34] Es gab einst auch eine Zeit, da es euch erging, wie mir soeben. Dieses bedenkt! Und dass die Liebe des heiligen Vaters auch mich bald wird erreichen lassen das zu sein, was ihr nun seid, um zu loben den großen heiligen Vater, da Er so Großes tut an Seinen unwürdigen Geschöpfen, die in ihrer Freiheit nicht haben erkennen wollen die große Liebe und unbegreifliche Sanftmut und Herablassung des so großen und überheiligen Vaters!“

[1.401101.35] Seht, das ist ein anfängliches Evangelium eines solchen Nebelstreifchens, welches ihr, so ihr euch die Mühe nehmen wollt, in den ganzen, euch nun bekanntgegebenen Kreisen verfolgen könnt und könnt steigen da herauf zu Meinem Herzen, woraus ihr alle dereinst gegangen seid, und könnt von da, ganz von Liebe erfüllt, wieder zu euch selbst kehren, und zwar im Angesicht eures heiligen Vaters.

[1.401101.36] Wie nun bei dieser eurer gemachten Reise die Erscheinungen sich gefolgt sind, so könnt ihr euch in dieser Ordnung denken. Und der Kreis eurer ganzen Reise war eben gerade ein solcher, wie Ich ihn euch soeben kundgegeben habe. Denn auf diesem Punkt, da ihr die Sonne erblickt habt, da wart ihr wie in Meinem Herzen, und seid von da wieder zurückgekehrt – verklärt, erfüllt von Meiner geheimen Liebe, in welcher Liebe sich auch alles aufgeklärt hat um euch und die Sonne Meiner Gnade euch sogar erblicken ließ euren Schatten außer euch, welches so viel sagen will als: Wie unter den Strahlen der Sonne der Schatten des Menschen außer ihm auf die Erde fällt, so auch fällt der Schatten oder das Böse des Geistes, welches eure Sünden sind, unter den wärmenden Strahlen Meiner Liebe außer euch, da ihr erfüllt seid durch die Liebe zu Mir mit dem ewigen Licht Meiner Gnade durch und durch.

[1.401101.37] Seht, das ist alsdann der versprochene große „Diätennachtrag“, von welchem ihr gewiss keine Ahnung gehabt habt – daraus ihr aber auch ersehen und wohl erkennen sollt, dass, so Ich etwas verheiße, Ich auch allezeit Mein Wort auf das Allerpünktlichste halte.

[1.401101.38] Aber nur müsst ihr jetzt wieder nicht glauben, als hätte Ich euch jetzt so viel gegeben, dass Ich euch nicht noch mehr zu geben imstande wäre. Denn beharrt nur fest in Meiner Liebe und übt auch diese auf gerechte Art an allen euren Brüdern und Schwestern nach rechtlichem Bedarf aus, so werde Ich schon noch in diesem Jahr euch noch irgendwo anders hin, und zwar gegen noch größere Diäten wie diese sind, an irgendeinem geschäftsfreien Tag bescheiden, allwo ihr wieder um eine gar gewaltige Stufe sollt höher gehoben werden, wodurch euch erst klar werden wird, warum die Erde ein Ort der Besserung und der größten Erbarmungen des großen heiligen Vaters geworden ist.

[1.401101.39] Seht, Ich habe noch recht viele Stückchen Brotes in der weiten Tasche Meiner Liebe für euch aufbehalten. Esst nur fleißig und habt keine Sorge ums tägliche Brot! Denn Ich habe des Brotes so viel, dass ihr selbes wohl ewig nie aufzuzehren imstande sein werdet.

[1.401101.40] Und Mein Brot hat noch die Eigenschaft, dass wer nur ein wenig davon genossen hat, der wird schon satt. Zugleich aber reizt dieses Brot den Appetit nebst der Sättigung auch so sehr, dass man noch immer mehr und mehr davon genießen möchte. Und dann wird dieses Brot auch immer süßer und süßer und wohlschmeckender, je länger und je mehr man davon genießt. Daher seid nur recht fleißig im Essen Meines Brotes! Und sorgt euch nicht um den Wein, denn Wein und Brot sind sowohl für den Hunger als für den Durst. Dass sich dieses aber so verhält, werdet ihr auch stets mehr und mehr bei euch selbst gewahr werden und endlich in die höchste Klarheit dieser Wahrheit gelangen.

[1.401101.41] Ist der Weg auch hie und da holprig, felsig, so macht euch ja nichts daraus, denn ihr dürftet ja nicht zu Fuß gehen, sondern habt und könnt vermögentlich geistig und naturmäßig ein mutiges Pferdchen vor euren Wagen spannen. Und wenn ihr dann auch hie und da, um das Ziel gänzlich zu erreichen, eure Füße in Bewegung setzen müsst, so glaubt, es wird darob keiner von euch krumme Beine davontragen.

[1.401101.42] Dieses merkt euch wohl! Tut, handelt und lebt in allem und jedem so nach Meinem Willen; dann wird auch bald die wahre innere Sonne den Wolkenschleier eures Lebens in euch durchbrechen und euch lebendig erleuchten durch und durch.

[1.401101.43] Amen. Das sage Ich, euer allerbester heiliger Vater. Amen.

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