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Die geistige Sonne

Das Himmelreich gleicht der gegenwärtigen Zeit. Das Gleichnis vom Sämann

(Am 13. Dezember 1843 von 4 1/4 – 6 Uhr abends.)

[2.125.1] Was ferner noch das Himmelreich betrifft, so ist es gleich dieser eurer gegenwärtigen Zeit, welche wieder gleich ist dem Sämann im Evangelium, der da guten Samen ausstreute, von dem ein Teil auf den Weg, ein Teil ins Gebüsch, ein Teil auf Steinboden und nur ein Teil auf gutes Erdreich fiel.

[2.125.2] Seht nur euere Zeit an, ob sie nicht also dem Sämann und dem Himmelreich gleicht?

[2.125.3] Das Wort wird allenthalben ausgesät; allorts leben noch geweckte Menschen, die das Wort aus dem inneren Grund erläutern. Allein die Bedürfnisse der Menschheit in der gegenwärtigen Zeit sind gleich geworden dem Weg, auf den der Same fällt, oder auf Deutsch gesprochen: Sie sind rein weltlich geworden. Daher macht das Wort bei ihnen gerade solch einen Effekt, als würfe man Erbsen an die Wand, da sicher keine wird picken bleiben und noch weniger Wurzeln schlagen in dem harten, steilen und platten Grund.

[2.125.4] Daher dürfte Ich alle Engel des Himmels herabsenden und von ihnen das Wort des Lebens allorts verkünden lassen auf die wunderbarste Weise – heute, morgen und übermorgen werden es die Menschen ganz erschüttert anhören und annehmen, aber weiter hinaus werden sie anfangen, das Wunder ganz gleichgültig zu betrachten und dabei ihren Weltgeschäften nachrennen wie zuvor.

[2.125.5] Das sind die industriellen Menschen und deren nimmer zu sättigenden Bedürfnisse. Sie gleichen dem Gebüsch und den Dornen. Geht anfangs das Wort auch auf, so wird es aber dennoch bald erstickt, und die Menschen werden hernach gleichgültiger gegen dasselbe als zuvor. Denn eher sprachen sie: So wir es auf einem wirklich wunderbaren Weg erhielten, da wollten wir ja glauben und danach tun. Ich aber willfahre auch diesem Wunsch. Fast an allen Orten spende Ich es nun, wie hier, wunderbar aus. Welche Effekte aber macht es? Höchstens hier und da politische Bedenklichkeiten; das ist aber auch schon das meiste. Dass sich aber jemand daran kehren möchte – dieses gute Erdreich – wo ist es?

[2.125.6] Ich sage: Wo hundert Millionen Menschen leben, da ist viel zu viel mit tausend gesagt, die sich daran wahrhaft lebendig kehren möchten. Was nützen darunter zehn oder hundert Tausende, die das wohl recht gläubig anhören, wenn es aber aufs Tun kommt, so lassen sie sich von einem Tag bis zum anderen Zeit; denn sie sagen: Warum sollte man sich denn gar so anstrengen, um irgendein ewiges Leben zu erlangen? Gibt es ein ewiges Leben, wie sie es glauben, so wird es wohl nicht so schwer sein, dasselbe zu erlangen; daher nur lustig gelebt und am Ende dennoch selig gestorben! Was braucht man darüber mehr?

[2.125.7] Da haben wir aber auch zugleich den steinigen und sandigen Grund. Dieser nimmt wohl auch den Samen auf, und dieser geht auch bis zur Hälfte auf; aber der Boden hat keine Feuchtigkeit, und so geht am Ende noch das was aufgegangen ist zugrunde!

[2.125.8] Also hält sich der alleinige Glaube nie, wenn er nicht durch die Tat belebt wird. Gleich also, wie die pure Theorie ohne tatsächliche Übung und Anwendung derselben nie einen praktischen Menschen hervorgehen machen wird.

[2.125.9] Also könnt ihr jetzt auch eine Legion um die andere moralischer und religiöser Plauderer finden. Aber alle diese Plauderer wollen an sich keine Probe machen und nicht ein Steinchen mit einem Finger anrühren. Denn ein jeder glaubt schon damit etwas außerordentlich Verdienstliches geleistet zu haben, wenn er nur gut gepredigt und durch sein moralisches und religiöses Geplauder allenfalls einige dumme Andächtler und Schwärmer zuwege gebracht hat.

[2.125.10] Niemand aber will im Ernst die Wege versuchen, durch welche er unmittelbar dahin gelangen möchte, allwo er mit Mir Selbst in die Verbindung träte und dann aus Meinem Munde eine lebendige Lehre bekäme, die ihn erst zu einem guten Erdreich umgestalten könnte.

[2.125.11] Es gibt zwar eine Menge Gottesgelehrte und Theosophen; aber darunter kaum einen, der nach Johannes wirklich von Gott gelehrt wäre, der da spricht, dass alle sollen von Gott gelehrt sein!

[2.125.12] Fürwahr, so Ich nicht aus Meiner großen Erbarmung heraus jemanden aufrütteln möchte hier und da, gleichwie ein emsiger Hausherr sein träges und faules Gesinde aufrüttelt, so wüsste von den Zeiten der Apostel angefangen bis jetzt beinahe kein Mensch, was das lebendige Wort ist und was es heißt „von Gott gelehrt sein“.

[2.125.13] Die derzeitigen Gottesgelehrten stellen Mich lieber ganz geheimnisvoll über alle Sterne hinaus und lassen Mich da in einem völlig unzugänglichen Licht sitzen. Warum aber tun sie das? Sie tun das aus verschiedenen Gründen. Der erste wäre z. B. der: Weit weg ist gut vor dem Schuss. Der zweite möchte also lauten: Keinem Menschen ist es sonach möglich, sich Gott so zu nähern, dass er von Ihm gelehrt würde. Und noch ein Grund, der sich auf den vorigen stützt, lautet also: Gott hat dem Menschen Vernunft und Verstand gegeben; das sei das lebendige Wort Gottes im Menschen. Wer sich danach kehrt, der lebt nach dem Willen Gottes, und der seinen Verstand und seine Vernunft ausbildet, der ist schon von Gott gelehrt; denn niemand kann von Gott unmittelbar, sondern nur also mittelbar gelehrt werden, indem Gott ja über allen Sternen im unzugänglichen Licht wohnt.

[2.125.14] Wenn dann gegenüber diesen geheimnisvollen theosophischen Thesen Ich dennoch hier und da jemanden erwecke, der dann unmittelbar von Mir ein lebendiges Wort empfängt, so wird er von dem größten Teil der gegenwärtigen Menschheit als ein Narr und Schwärmer erklärt, mitunter auch als ein Betrüger und Scharlatan, der sich einige Fähigkeiten seines Verstandes zugute zu machen versteht. Sagt, ob es nicht also ist?

[2.125.15] Es werden euch verschiedene Männer nicht unbekannt sein, und das aus der neuen Zeit, vom achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert wie auch so manche noch aus einem früheren Jahrhundert. Was aber ist ihr Los? Nichts als die stumme Vergessenheit. Der gelehrten Welt genügt, dass sie ihre Namen kennt. Was aber diese Männer aus Mir gelehrt haben, das geht sie nichts an. Und wenn es auch noch hier und da einen oder den anderen gibt, der ein solches Buch liest, so kommt er aber dennoch bald auf Sätze, die mit seiner Vernunft nicht übereinstimmen. Er verwirft daher auch bald das Ganze und lässt sonach unseren von Mir gelehrten Mann ruhen.

[2.125.16] Wenn es gut geht, so lässt man höchstens allein Mir noch einige Gerechtigkeit widerfahren; aber Meine Boten sind lauter Narren und Betrüger.

[2.125.17] Ist nicht also eure Zeit beschaffen? Ich meine, das kann ein jeder mit der Hand greifen.

[2.125.18] Da aber das Himmelreich keine irgendwo vorhandene Örtlichkeit ist, sondern nur ein Zustand des vollkommenen Lebens, so ist das Himmelreich auch vollkommen gleich eurer Zeit, und zwar in dieser Zeit; nämlich es ist karg, armselig, klein, selten.

[2.125.19] Und da es noch ist, daselbst ist es nicht rein. Wird aber das wohl ein Himmelreich sein, so es nicht ganz rein ist? Ich sage euch: Das Himmelreich ist in dieser Beziehung sehr relativ, und das darum, weil einem jeden Narren seine Kappe am besten gefällt.

[2.125.20] Ein jeder findet in seiner Dummheit sein Himmelreich. Ob das wahre aus Mir, das ist eine andere Frage. Dieses ist wahrlich selten, karg und spärlich geworden. Warum denn? Weil bei den Menschen das gute Erdreich ausgegangen ist! Daher mag Ich auch nun säen, wie Ich will, den allerbesten und reinsten Samen, so fällt er aber dennoch auf lauter Wege, zwischen Dornen und auf steinigen Boden, hier und da zwischen eine Ritze am Weg. So gehen auch zwischen einer Steinkluft etwa aus einer Million Körner tausend auf und hundert erreichen die Reife. Und das ist dann die ganze Ernte und das ganze Himmelreich! Und das ist doch sicher karg, selten und spärlich!

[2.125.21] Aus dem könnt ihr abermals ersehen, dass alles bisher Gesagte seinen guten Grund hat, dass an der oberflächlichen Erscheinlichkeit des Geistigen ebenso wenig gelegen ist wie an den Erscheinungen der Zeit. Sie sind taub und hohl, aber für den Weisen sind sie eine Schrift, aus deren Grundzügen er mit leichter Mühe die innere Wahrheit findet; denn einer jeden Erscheinlichkeit geht ein wirkender Grund voraus. Ist die Erscheinlichkeit edel und gut, so wird es auch in gleichem Maße der Grund sein; ist die Erscheinlichkeit aber unedel, das heißt weltlich, so wird es auch ihr Grund gleichen Maßes sein.

[2.125.22] Wer alsdann alles Geistige in seiner wahren Gestalt erschauen will, der binde sich nicht an das Erscheinliche, sondern er bediene sich desselben nur zur Erforschung des Grundes. Hat er diesen, so hat er das ganze Wesen aller Geisterwelt. Wie aber dieser zu erforschen ist aus dem Erscheinlichen, soll in der Folge gezeigt werden.

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