Die geistige Sonne |
[1.1.8] Wenn nun die Glocke angeschlagen wird, so wird solcher Schlag von dem inwendigsten Fluidum, welches als ein geistiges Substrat nach eurem Ausdruck höchst elastisch und expansiv ist, auf eine seine Ruhe störende Weise wahrgenommen, und dadurch wird dann das ganze geistige Fluidum in ein frei werden wollendes Bestreben versetzt, welches sich dann in anhaltenden Schwingungen zu erkennen gibt. Wird die äußere Materie mit einer anderen Materie bedeckt, welche von nicht so leicht erregbaren geistigen Potenzen durchdrungen ist, so wird diese Vibration der erregbaren geistigen Potenzen, oder vielmehr ihr frei werden wollendes Bestreben, bald gedämpft, und eine solche Glocke wird auch somit bald ausgetönt haben. Ist aber die Glocke frei, so dauert die tönende Schwingung noch lange fort. Wenn aber noch dazu von außen ein sehr erregbarer Körper sie umgibt, als etwa eine reine, mit Elektrizität gefüllte Luft, so wird dadurch das Tönen noch potenzierter und breitet sich weit in einem solchen miterregbaren Körper aus. [1.1.9] Wenn ihr nun dieses Bild ein wenig durchblickt, so wird euch daraus ja notwendig wieder klar werden müssen, dass allhier wieder ein Geistiges ist das Inwendigste, das Durchdringende und das Umfassende. Wir wollen aber noch ein Beispiel nehmen. [1.1.10] Nehmt ihr ein magnetisiertes Stahleisen. Wo ist in dem Eisen die anziehende oder abstoßende Kraft? Sie ist im Inwendigsten, d. h. in den Hülschen, welche eigentlich die beschauliche Materie des Eisens darstellen; eben als solche inwendigste Kraft durchdringt sie die ganze Materie, welche für sie kein Hindernis ist, und umfasst dieselbe allenthalben. Dass dieses magnetische Fluidum die Materie, der es innewohnt, auch äußerlich umfasst, kann ja ein jeder leicht aus dem Umstand erkennen, wenn er sieht, wie ein solches magnetisches Eisen ein ferne gelegenes Stückchen ähnlichen Metalls anzieht. Wäre es nicht ein umfassendes und somit auch über die Sphäre der Natur wirkendes Wesen, wie könnte es einen ferne liegenden Gegenstand ergreifen und denselben an sich ziehen? [1.1.11] Wir wollen zum Überfluss noch ein paar kurze Beispiele anführen. Betrachtet einen elektrischen Konduktor oder auch eine elektrische Flasche. Wenn ein solcher Konduktor oder eine solche Flasche von elektrischem Feuer von einer geriebenen Glastafel aus angefüllt wird, so durchdringt dieses Feuer die ganze Materie und ist sodann zugleich ihr Inwendigstes und ihr Durchdringendes. Wenn ihr euch aber einer solchen Flasche oder einem Konduktor nur ein wenig zu nahen anfangt, so werdet ihr alsbald durch ein leises Wehen und Ziehen gewahr werden, dass dieses Fluidum auch die ganze Materie der Flasche und des Konduktors umfasst. [1.1.12] Und noch ein sprechendes Beispiel gibt sich euch in matten Umrissen wohl bei jedem Menschen wie auch bei anderen Wesenheiten kund; laut schreiend aber wird es bei den Somnambulen. Wie weit nämlich ein Magnetiseur und eine von ihm behandelte Somnambule sich gegenseitig rapportieren können, werden schon so manche samt euch die lebendigsten Erfahrungen gemacht haben. Wäre nun der Geist ein bloß inwendigstes und nicht zugleich auch ein durchdringendes Wesen, so wäre fürs Erste schon keine sogenannte Magnetisierung möglich; und wäre der Geist nicht auch zugleich das Umfassende und das alles Ergreifende, sagt, wie wäre da wohl ein ferner Rapport zwischen einem Magnetiseur und einer Somnambulen möglich? Ich meine, wir haben der Beispiele genug, um aus denselben zu entnehmen, wo, wie und wie gestaltet das Geistige sich überall, somit auch sicher in, durch und bei der Sonne ausspricht. [1.1.13] Die geistige Sonne ist somit das Inwendigste der Sonne und ist ein Gnadenfunke aus Mir; dann durchdringt das Geistige mächtigst wirkend die ganze Materie der Sonne, und endlich ist es auch das die ganze Wesenheit der Sonne Umfassende. Solches demnach zusammengenommen ist die geistige Sonne, und diese Sonne ist auch die eigentlichste Sonne, denn die sichtbare materielle Sonne ist nichts als nur ein von der geistigen Sonne bedingtes, ihr selbst wohltätiges Organ, welches in all seinen Teilen so beschaffen ist, dass sich in und durch dieselben das Geistige äußere und sich eben dadurch selbst wieder in seiner Gesamtheit völlig ergreifen kann. [1.1.14] Wer demnach die geistige Sonne schauen will, der sehe zuvor ihre äußere Erscheinlichkeit an und bedenke dabei, dass alles dieses von der geistigen Sonne in allem Einzelnen wie im Gesamten durchdrungen und umfasst ist, so wird er dadurch schon zu einer schwachen Vorstellung der geistigen Sonne gelangen. [1.1.15] Wenn er sich aber noch hinzudenkt, dass alles das Geistige ein vollkommenes Konkretes ist oder ein sich allenthalben völlig Ergreifendes, während das Naturmäßige nur ist ein Teilweises, Getrenntes, sich selbst gar nicht Ergreifendes, und wenn es als zusammenhängend erscheint, so ist es solches nur durch das innewohnende Geistige, da wird dann die Anschauung einer geistigen Sonne schon heller werden, und es wird sich der Unterschied zwischen der naturmäßigen und geistigen Sonne immer deutlicher aussprechen. [1.1.16] Damit ihr aber jedoch solches stets klarer einsehen mögt, so will Ich euch wieder durch einige Beispiele zu einer solchen klareren Anschauung vorleiten. Nehmt ihr allenfalls eine kleine Stange edlen Metalls. Wenn ihr sie also im rohen Zustand betrachtet, so ist sie dunkel und rau. So ihr aber dieselbe Stange schleift und dann fein poliert, wie sehr wird sie sich jetzt in einem ganz anderen Licht denn zuvor zeigen und ist doch noch immer dieselbe Stange. Was ist wohl der eigentliche Grund der Verherrlichung dieser Stange? Ich sage euch, ein ganz einfacher. Durch das Schleifen und Polieren sind die Teile an der Oberfläche der Stange näher aneinandergerückt und gewisserart miteinander verbunden worden, und sie wurden dadurch ebenfalls mehr konkret und sich gegenseitig mehr ergreifend; dadurch wurden sie auch gewisserart, wenn ihr es so recht nehmen wollt, wie völlig gleich gesinnt. Im ehemaligen rohen Zustand, der da noch ein getrennter war, standen sie sich wie feindselig gegenüber. Ein jedes also getrennte Teilchen wucherte für sich selbst mit den nährenden Strahlen des Lichtes, verzehrte dieselben nach seiner möglichen Gierde und ließ nichts dem Nachbar übrig. Im polierten Zustand, welcher ein geläuterter oder ein gereinigter genannt werden kann, haben sich diese Teile ergriffen, und durch dieses Ergreifen werden die auffallenden Strahlen des Lichtes zu einem Gemeingut, indem dieselben nun kein einzelnes Teilchen mehr für sich behalten will, sondern schon den kleinsten Teil allen seinen Nachbarn mitteilt. Was geschieht nun dadurch? Alle haben des Lichtes in übergroßer Menge, so dass sie den Reichtum bei weitem nicht aufzuzehren imstande sind; und der Überfluss dieses nun allgemeinen Strahlenreichtums strahlt dann als ein herrlicher harmonischer Glanz von der ganzen Oberfläche der polierten Goldstange zurück. [1.1.17] Verspürt ihr schon etwas, woher diese Herrlichkeit rührt? Von der Einigkeit oder von der Einswerdung. Wenn demnach das Geistige ist ein Vollkommenes, in sich Einiges, um wie viel größer muss da die Herrlichkeit des Geistigen sein, als die Herrlichkeit dessen Organes, welches nur ist ein Teil- oder Stückweises, somit auch eben dadurch ein Selbstsüchtiges, Eigennütziges und somit Totes! [1.1.18] Hören wir aber ein anderes Beispiel. Ihr werdet sicher schon den rohen Kiesstein gesehen haben, woraus das Glas verfertigt wird. Lässt solcher rohe Kies die Strahlen so wie sein Kind, das Glas, ungehindert durchpassieren? O nein; solches wisst ihr recht gut. Warum aber lässt ein solcher roher Kiesstein die Strahlen nicht durchpassieren? Weil er in seinen Teilen noch zu getrennt ist und ist viel zu wenig einig in sich. Wenn die Strahlen auf ihn fallen, so verzehrt jedes seiner Teilchen die Strahlen für sich und lässt entweder gar nichts oder nur höchstens gewisserart den Unrat der aufgenommenen Strahlen seinem allfälligen Nachbar übrig. Wie ist es demnach aber, dass sein Kind, das Glas, so freigebig wird? Seht, der Kiesstein wird fürs Erste klein zerstoßen und zermalmt. Dadurch hat gewisserart ein jedes Teilchen dem anderen absterben müssen oder es hat müssen von ihm völlig getrennt werden. Darauf wird dann solcher Kiesstaub gewaschen. Ist er gewaschen, dann wird er getrocknet, mit Salz vermengt, kommt dann in den Schmelztiegel, allwo dann jedes einzelne getrennte Stäubchen durch das Salz und durch den gerechten Grad der Feuerhitze gegenseitig völlig vereinigt wird. [1.1.19] Was will diese Arbeit mit anderen Worten sagen? Die selbstsüchtigen Geister werden durch die Materie gewisserart zermalmt, so dass sie voneinander völlig getrennt sind. In dieser Trennung werden sie dann gewaschen oder gereinigt. Sind sie gereinigt, dann kommen sie erst ins Trockene, welcher Zustand da entspricht der Sicherheit. In solchem Zustand werden sie erst mit dem Salz der Weisheit gesalzen und endlich also vorbereitet im Feuer Meiner Liebe gereinigt. Versteht ihr dieses Beispiel? Ihr versteht es noch nicht ganz; aber seht, Ich will es euch näher beleuchten. [1.1.20] Die äußere materielle Welt in allen ihren Teilen ist der rohe Kies; die Trennung desselben ist das Ausformen derselben in die verschiedenen Wesen und das Waschen dieses Staubes ist das Reinigen oder stufenweise Aufsteigen zu höheren Potenzen der Geister in der Materie. Das Trocknen besagt das freie Darstellen oder das Sichern der Geister in einer Einheit, die sich schon im Menschen ausspricht. Das Salzen ist die Erteilung des Gnadenlichtes an den Geist im Menschen. Das endliche Zusammenschmelzen durch die Hitze des Feuers im Tiegel ist die Einung der Geister sowohl unter sich als auch mit dem Feuer Meiner Liebe. Denn wie sich die Materie nicht eher ergreifen kann in dem Schmelztiegel, bis ihr nicht derselbe Grad der Hitze innewohnt, den das Feuer selbst besitzt, so können auch die Geister untereinander nicht eher einig und somit für ewig verträglich werden, bis sie nicht von Meiner Liebe gleich Mir Selbst völlig durchdrungen werden; denn also heißt es ja auch im Wort: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ [Matth. 5,48] Und wieder heißt es: „Auf dass sie eins werden, wie Ich und Du eins sind.“ [Joh. 17] Seht, aus diesem wird das Beispiel ja doch sicher klar werden. [1.1.21] Wodurch aber spricht sich denn hernach bei dem Glas das Einswerden aus? Weil alle Teile nun auf eine und dieselbe Weise den Strahl der Sonne aufnehmen, durch und durch völlig erleuchtet werden, also überaus lichtgesättigt; und dennoch können sie das aufgenommene Licht ganz ungehindert durch sich gehen lassen. Seht, also lehren euch schon eure Fensterscheiben, wie die himmlischen Verhältnisse geartet sind, und zugleich lehren sie euch auch wieder um eine bedeutende Stufe näher die geistige Sonne zu beschauen. Wir wollen uns aber mit diesem Beispiel noch nicht begnügen, sondern wollen bei einer nächsten Gelegenheit noch einige anführen und durch sie dann ganz auf die leichteste Weise uns völlig auf die geistige Sonne selbst schwingen und allda beschauen die unaussprechlichen Herrlichkeiten! |
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