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Großes Evangelium Johannes

[6.242.7] Da er aber also stark darbte und sich zur höchsten Not nur mit Wurzeln und Gras ernährte, so ging er endlich in sich und sagte in seinen Gedanken: ,Wie gar viele Tagelöhner hat daheim mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe vor Hunger! Ich will mich aber aufmachen und zum Vater ziehen und ihm sagen: ,Vater, ich habe gesündigt in dem Himmel und vor dir! (Jeremias 3,12 und Davids Psalm 51,6) Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich aber doch zu einem geringsten deiner Tagelöhner!‘

[6.242.8] Und also machte sich der Sohn auf und zog zu seinem Vater. Als er aber noch ferne von dannen war, da ersah der Vater den Sohn schon, und es jammerte ihn. Darum lief er ihm mit offenen Armen entgegen, fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: ,Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße!‘ Aber der Vater sagte zu seinen Knechten: ,Bringet sogleich das beste Kleid hervor und tut es ihm an, und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand, und ziehet ihm Schuhe an! Und bringet ein gemästetes Kalb her, schlachtet es und lasset uns essen und fröhlich sein! Denn dieser, mein Sohn, war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden! Und so lasset uns nun singen und fröhlich sein!‘

[6.242.9] Aber der älteste Sohn war auf dem Felde, und als er nach Hause kam, hörte er Gesänge und den Reigen. Und er rief der Knechte einen zu sich und fragte ihn, was das wäre. Der Knecht aber sagte zu ihm: ,Dein Bruder ist gekommen, und der Vater hat ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet, da er den verlorenen Sohn gesund wieder hat.‘ Da ward der älteste Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Der Vater aber ging hinaus und bat ihn sogar darum. Der älteste Sohn aber antwortete und sprach zum Vater: ,Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten, und du hast mir nie auch nur einen Bock gegeben, daß ich dabei mit meinen Freunden gar fröhlich hätte sein können! Da nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, so hast du ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet!‘ – ,Mein Sohn, du bist allzeit bei mir‘, sprach der Vater, ,und alles, was mein ist, ist auch dein! Darum sollst auch du fröhlich sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!‘ Da ging auch der älteste Bruder hinein und hatte eine große Freude an dem jüngsten Bruder. (Luk.15,11-32)

[6.242.10] Sehet, diese Bilder sagen euch alles, dessen diejenigen bedürfen, die in ihrem Herzen in der Liebe dem Vater im Himmel gleichen; welche aber nur in der Weisheit allein stecken, die fühlen das große Bedürfnis der Liebe im Vater nicht.

[6.242.11] David, der Mann nach dem Herzen Gottes, hatte auch zwei Söhne, die er besonders liebte. Obschon ihn aber Absolam verfolgte und er (David) ihm alle Gewalt entgegenstellte, daß er ihn besiegte, welche Prämie hätte von David derjenige erhalten, der ihm den so heiß geliebten Sohn lebend wiedergebracht hätte! Salomo war wohl die Weisheit selbst und war stets um David; aber Davids Liebe und Neigung war Absalom.

[6.242.12] O Meine Lieben, dies Bild besagt unendlich viel! Welche Freude wird Davids Herz empfinden, wenn sein verlorener Absalom ihm einmal lebendig wieder zugehen wird!

[6.242.13] O Meine Lieben, in der Liebe liegt noch gar vieles verborgen, was keine Weisheit ergründet hat; darum ist der Vater als die ewige Liebe auch größer denn der Sohn, der als Ihr Licht hier vor euch ist.

[6.242.14] Darum sage Ich: Vieles ist selbst bei den weisesten Menschen unmöglich, was bei Gott in Seiner Liebe dennoch alles möglich ist! – Glaubet ihr Mir dieses?“

[6.242.15] Sagte nun Lazarus voll Freude: „Herr, wir danken Dir allerinbrünstigst für diese Kundgabe; denn wer da nicht mit der siebenfachen Finsternis der Seele und seines ganzen Gemütes geschlagen ist, der muß es ja doch allerhandgreiflichst merken, was Du damit angedeutet hast. Ich wenigstens habe Dich ganz klar verstanden, und es wird das wohl bei vielen der Fall sein.“

[6.242.16] Sagten auch nahezu alle, die hier zugegen waren, daß sie das Gesagte wohl verstanden hätten.

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