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Großes Evangelium Johannes

228. — Nächstenliebe. Gotteserkenntnis und Gottesliebe

[6.228.1] (Der Herr): „Es steht zwar geschrieben, daß man dem, der einem Arges getan hat, siebenmal völlig vergeben soll; aber Ich sage es euch: siebenundsiebzigmal sieben Male sollt ihr eurem Beleidiger vergeben, bevor ihr ihn vor dem Richter verklaget! Bessert er sich auch dann nicht, so stoßet ihn aus der Gemeinde! Wer aber nicht zählt, wie oft ihn jemand beleidigt hat, dem wird auch im Himmel nicht gerechnet werden, wie oft er Gott gegenüber gesündigt hat.

[6.228.2] So euch jemand um einen Gefallen bittet, so erweiset ihm mit Freuden noch mehr, als um was er euch gebeten hat! So zum Beispiel jemand zu dir käme im Winter und bäte dich um einen Rock, da du noch mehrere Röcke hast, dem gib auch noch einen Mantel dazu; und so dich jemand ersucht, eine Stunde Weges, dessen er unkundig ist, mit ihm zu gehen, mit dem gehe zwei Stunden, damit du ihm mehr Liebe erweisest, als er von dir verlangt hat! Was du jemandem mehr getan hast, das wird dir zehn-, dreißig- und auch hundertfach vergolten werden im Himmel.

[6.228.3] Aus je mehr wahrer Nächstenliebe jemand seinem bedürftigen Nebenmenschen etwas tut, desto mehrfach wird ihm das Getane einst vergolten werden. Das merket euch alle wohl, und tut danach, so werdet ihr als wahrhaftige Kinder Gottes das ewige Leben haben und ewig ernten seine unermeßlichen Schätze! Ich sage es euch: Eine Sonne dem, der aus wahrer Nächstenliebe mit seinem Nächsten und armen Bruder auch nur sein Scherflein geteilt hat!“

[6.228.4] Hier sagte der Pharisäer, der nun schon sehr gläubig war: „Herr, was soll einer mit der Sonne machen?“

[6.228.5] Sagte Ich: „Ist die Sonne nicht die Leuchte des Tages, und erwärmt sie nicht den ganzen Erdkreis und macht durch ihr Licht und durch ihre Wärme, daß alles wächst und gedeiht auf der Erde? Wenn Ich aber sage: ,Eine Sonne dem, der Meine Lehre in allem befolgt!‘, so meine Ich damit keine materielle Sonne, sondern eine volle geistige Sonne in seinem Herzen, was soviel sagen will als die volle Gottähnlichkeit seiner Seele. – Verstehest du das wohl?

[6.228.6] Übrigens aber sage Ich dir das hinzu, daß dereinst solche Gott völlig ähnliche Seelengeister auch die natürlichen Sonnen zur Leitung bekommen werden, was da unendlich viel sagen will; denn dadurch bekommen sie auch die oberste Leitung über alle Erden, die um eine Sonne bahnen. Und noch anderen, vollendeteren Kindern Gottes werden die Zentralsonnen zur vollen Leitung übergeben werden, von denen die Leiter der kleineren Planetarsonnen ihre Weisungen bei besonderen Gelegenheiten überkommen werden. Aber um das sein zu können, muß man zuvor eine volle und ganze geistige Sonne in seinem Innern bergen.

[6.228.7] Denn was du auch immer ansehen magst, das wird alles von den Geistern geleitet, da sie von Gott aus dazu die Befähigung erhalten. Und darin besteht eben jedes Geistes Seligkeit, daß er also, mit aller Kraft und Macht von Gott aus versehen, Gott dienend, tätig sein kann.

[6.228.8] Ihr alle seid auf dieser Erde nur über ein Kleines gestellt; aber wer in diesem Kleinen treu ist, der wird dereinst über Großes gestellt werden. Aber das sage Ich euch auch, daß da niemand Gott und dem Mammon zugleich dienen kann; mit einem halben Dienste aber begnügt sich weder der eine und noch weniger der andere. – Verstehst du das?“

[6.228.9] Sagte der Pharisäer: „Herr, das verstehe ich nun schon ganz klar; aber ich habe mir in meiner jetzigen Stellung samt den andern viel des Mammons erworben. Was soll ich mit ihm machen?“

[6.228.10] Sagte Ich: „Wie du ihn erworben, so sollst du ihn auch wieder verteilen unter die, welche dessen bedürfen! Denn wer wahrhaft Mein Jünger und Nachfolger sein will und auch sein wird, wenn er es ernstlich sein will, der wird nicht zu sorgen haben für den künftigen Tag, was er essen und trinken, und womit er sich bekleiden wird, sondern er suche nur emsigst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit! Alles andere, dessen er zum Leben benötigt, wird ihm hinzugegeben werden; denn der Vater im Himmel weiß allzeit, wessen die Seinen bedürfen. Er, der das Gras auf dem Felde nährt und allen Tieren ihr Futter und ihre Kleidung verschafft, wird für jene Menschen doch wohl noch mehr sorgen, die in Seiner Liebe und in Seinem Wohlgefallen wandeln; denn ein solcher Mensch ist mehr wert denn alle Pflanzen und alle Tiere der ganzen Welt. – Verstehst du das?“

[6.228.11] Sagte der Pharisäer und auch die andern sechs mit ihm: „Ja, Herr, auch das verstehen wir nun und werden das auch tun, wie Du es uns nun weislichst angeraten hast. Nur hier in Jerusalem können wir solches vorderhand nicht leichtlich tun; aber wir nehmen all das Unsrige mit und werden dann schon noch der Gelegenheiten in Menge finden, wo wir Deinem Rate gemäß handeln werden, – denn die Erde ist überall Gottes, und die Menschen sicher nicht weniger! – Herr, ist es recht also?“

[6.228.12] Sagte Ich: „Es kommt wahrlich nicht darauf an, ob ihr hier oder anderwärts der Armut gedenket; aber da an dem Tische, wo das Weib sitzt, das Ich heute aus den geilen Klauen des Tempels gerettet habe, wäre ein Wohltun nötig. Das Weib und ihr Mann sind arm, und die anderen Männer am selben Tische auch. Gebet die verlorenen hundert Pfunde aber dem Lazarus, und er als ein Mir rechter Bruder wird dafür sorgen, daß diese Armen dadurch ein erkleckliches Auskommen erhalten!“

[6.228.13] Sagten die Pharisäer: „Herr, nicht nur die hundert Pfunde, sondern tausend Pfunde Goldes wollen wir darum dem Lazarus übergeben, und er soll damit walten und schalten nach Deinem Willen. Denn das Licht, das wir von Dir erhielten, ist endlos mehr wert, und Deine Geduld mit uns ist ewig unbezahlbar! Es ist nur gut, daß wir alle nicht im Tempel wohnen, weil wir selbst sehr reich sind, und so können wir mit unseren Privatgeldern und – schätzen tun, was wir wollen. Die ziemlich bedeutende Einlage im Tempel ist natürlich sowieso hin. Denn so wir Ehrenpriester auch als Missionare reisen, so haben wir vom Tempel keine Vergütung zu erwarten, – aber der Tempel auch von uns nichts Weiteres, als was er schon hat; und so wollen wir noch in dieser Nacht das Geld dem Lazarus übermitteln. – Ist es recht also?“

[6.228.14] Da sagte Ich: „Darüber Mich noch weiter zu fragen, ist ganz unnötig; denn das werdet ihr nun schon einsehen, daß sich jeder ein um so größeres Verdienst erwirbt, je opferwilliger er ist, und je mehr er das mit wahrer Liebe zu Gott und zum Nächsten tut. Tut also nach eurem guten Willen, und es wird euch vergolten werden!“

[6.228.15] Hierauf ersuchten die sieben, daß mehrere starke Männer, die am Tische saßen mit dem Weibe, mitgehen und ihnen das Geld tragen möchten. Da erhoben sich alle, bei zweiundsiebzig an der Zahl und gingen mit den sieben und brachten die tausend Pfunde schweren Goldes, und das schon nach einer Stunde. Als sie alle im Saale waren, legten sie nach Meinem Rate das Gold in hundert schweren Säcken vor die Füße des Lazarus, und Lazarus dankte zuerst Mir, daß Ich ihn der Gnade würdigte, für die Armen also sorgen zu dürfen, und dann erst belobte er auch die zurückgekehrten sieben, daß auch sie Mich in ihrem Herzen erkannt hätten.

[6.228.16] Also dankten Mir auch die Armen, und einer sagte: „Herr, so auch wir Deine Jünger werden könnten, so verzichteten wir auf diese großartige Unterstützung; denn es ist besser, Dein Jünger zu sein, als alles Gold der ganzen Welt zu besitzen! Denn für die Du o Herr, sorgest, die sind wohlversorgt für die ganze Ewigkeit!“

[6.228.17] Sagte Ich: „Darüber zu reden, ist in dieser Nacht noch nicht Zeit, aber es kann noch alles geschehen, da Ich erst heute über sieben Tage Jerusalem verlassen werde auf eine Zeit. Beratet euch aber noch zuvor mit Meinen alten Jüngern über den Hauptinhalt Meiner Lehre; was euch abgeht, das wird euch zur Stunde, wenn ihr es benötigen werdet, in den Mund gelegt werden.

[6.228.18] Für jetzt aber sage Ich euch allen: Da Mir heute eine so gute Ernte ward, so habe Ich auch eine rechte Freude darob, und wir wollen darum diese Nacht hindurch mit Wachen zubringen, und ein jeder von euch soll am Morgen dennoch also gestärkt sein, als hätte er die ganze Nacht bestens geruht. Aber wir werden bis zum Morgen hin noch so manches verhandeln, das euch auf einen höheren Standpunkt der Erkenntnis Gottes setzen wird; denn Gott so vollkommen erkennen wie nur immer möglich, ist das erste für jeden Menschen.

[6.228.19] Denn wer Gott nicht richtig erkennt, kann nie vollkommen an einen Gott glauben, noch weniger Ihn über alles lieben und somit auch des Geistes Gottes nie völlig teilhaftig werden. Denn aus einer unrichtigen Erkenntnis Gottes kommen mit der Zeit, vermöge des freien Willens der Menschen, allerart Irrtümer unter die Menschen, die dann wie eine tausendköpfige Hydra fortwuchern, die Menschen zu Götzendienern machen und ihnen die Pforte zum wahren, ewigen Leben verrammen, so daß sie dann als Seelen im Jenseits schwer je hineinkommen können; denn was eine Seele hier in einem Tage zu ihrer Lebensvollendung ausrichten kann, das vermag sie jenseits oft in mehreren Tausenden von Erdenjahren nicht. Meine alten Jünger haben von Gott wohl schon viele gedehntere Kenntnisse; doch ihr neueren seid samt und sämtlich darin noch schwach, und Ich will euch darum darin stärken.“

[6.228.20] Sagten alle: „Herr, tue das und enthalte uns nichts vor; denn wir lechzen danach wie verdorrtes Gras nach einem belebenden Regen!“

[6.228.21] Sagten auch die Römer: „Auch wir, – um so mehr, da wir noch völlig Neulinge in dieser wichtigsten Erkenntnis aller Erkenntnisse sind!“

[6.228.22] Sagte auch Petrus: „Auch uns alten wird das von großem Nutzen sein; denn auch wir sind darin noch gar nicht fest!“

[6.228.23] Sagte Ich: „Und was habt ihr denn darin noch für Anstände?“

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