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Großes Evangelium Johannes

225. — Geistereinflüsse und der Verkehr mit dem Jenseits. Selbständigkeit und Willensfreiheit des Menschen

[6.225.1] Sagte Ich: „Geredet hast du nun wohl und hättest mit solcher deiner Rede in einer Schule der Sadduzäer, Stoiker und Epikureer viel Aufsehen gemacht; aber hier hast du gerade also geurteilt wie ein Blinder vom Lichte und von den Farben und wie ein Tauber von der Harmonie einer wohlgestimmten Harfe.

[6.225.2] Das Leben der Seele kann dir weder ein Mensch und noch weniger ein schon abgeschiedener Geist zeigen und beweisen. Das mußt du in dir selbst finden; und das ist nicht anders denkbar möglich als nur durch die wahre Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten.

[6.225.3] Du meintest, daß eine Rückkunft einer schon abgeschiedenen Seele den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und den Glauben an Gott am meisten stärken würde, und Ich sage dir, daß du da in einer ganz grundirrigen Meinung steckst! Fürs erste hat eine abgeschiedene Seele jenseits für sich und für ihre dortigen Nächsten zur Übergenüge zu tun und hat gewisserart eben nicht zu viel Muße, zu öfteren Malen wieder in einem aus der Luft der Erde sich angeschaffenen Leibe den Fleischmenschen zu erscheinen und sie zu lehren, wie es drüben steht und aussieht, und fürs zweite kann ein jeder vollkommene Geist ohnehin auf die Menschen ohne Beschränkung ihres freien Willens bestmöglich einwirken, und ein solch unsichtbares Einwirken ist dem Menschen um vieles heilsamer denn eine Sichtbarkeit und Hörbarkeit eines abgeschiedenen Geistes. Denn so dir ein guter und schon sehr erleuchteter Geist gute und edle Gedanken und Gefühle in dein Herz legt, so sind sie schon so gut, als hättest du selbst sie in dir erfunden; sie einen sich mit deinem Leben und bestimmen dich zur Tätigkeit.

[6.225.4] So aber ein Geist, wie zum Beispiel der des Moses, dir erschiene und zu dir sagte: ,Dieses und jenes mußt du tun, so du zum Leben eingehen willst; tust du das nicht, so verfällst du dem Gerichte des allmächtigen Gottes, und es wird schwerlich ein vollglückliches Erstehen vom Tode des Gerichtes geben!‘, da wirst du nach solch einer Mahnung erbeben und wirst dich dein Leben lang nichts anderes zu tun getrauen, als was dir der Geist Mosis zu tun befohlen hat.

[6.225.5] Welches Verdienst aber wirst du dann dabei haben? Siehe, gar keines; denn da hat nicht dein eigenes besseres Erkennen deinen freien Willen zur besseren Tätigkeit bestimmt, sondern die Macht des zu dir gekommenen Geistes, und das hat für deine Seele beinahe gar keinen Wert! Es ist nahezu dasselbe, wie wenn ihr Menschen einen Ochsen oder einen Esel oder auch ein anderes Tier zu irgendeiner Arbeit abrichtet. Ohne Stock, Spieß oder Geißel wird nicht leichtlich jemand mit einem Tier etwas ausrichten; habt ihr aber ein Tier zu einer groben Feldarbeit abgerichtet, so ist das sicher nur euer Verdienst und nicht ein Verdienst des Tieres.

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