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Großes Evangelium Johannes

[10.40.8] Ich aber ruhte mit den Jüngern auch diese Nacht am Speisetische bis zum Morgen.

[10.40.9] Am Morgen erhob Ich Mich vom Tische und ließ die Jünger ruhen. Ich begab Mich schnell ins Freie, und zwar außerhalb des entgegengesetzten Endes dieser Stadt. Im Hause wußte niemand, wohin Ich Mich begeben hatte.

[10.40.10] Nur ein Diener des Hauptmanns bemerkte Mich durch die Stadt wandeln und hinterbrachte das schnell dem schon wachen Hauptmanne. Dieser kleidete sich schnellst an und eilte Mir nach in der Richtung, die ihm der Diener angezeigt hatte.

[10.40.11] Als er das vorangezeigte Ende der Stadt erreichte, ersah er Mich auf einem Hügel. Schnell stieg er auf den Hügel zu Mir hinan.

[10.40.12] Als er bei Mir war, verbeugte er sich tief vor Mir und fragte Mich, was Mich irgend bewogen haben mochte, ohne einen Jünger auf dieses Ostende der Stadt Pella einen Morgengang zu machen.

[10.40.13] Sagte Ich: „Habe du nun nur eine kleine Geduld, und du wirst es hernach schon erfahren! Lassen wir nun zuvor die Sonne über den Horizont kommen, dann werde Ich es dir offenbaren, warum Ich diesen Punkt für diesen Morgen erwählt habe!“

[10.40.14] Auf das lagerten wir uns auf einem glatten Basaltblock, von dem aus wir in aller Ruhe die Szenen des Morgens beobachten konnten.

[10.40.15] Goldumsäumte Wölkchen schwebten über dem Horizont, der, von unserem Platze aus geschaut, sehr wenige Berge von irgendeiner bemerkbaren Höhe aufzuweisen hatte, da sich das Land von unserer Stadt teilweise gegen die fernen Euphrat-Wüsten abzuflachen begann; aber es war da der Aufgang der Sonne eben um so schöner, weil sie wie aus einer Tiefe in blutroter Farbe emporstieg und gen Westen hin die hohen Bergkuppen zu färben begann, was auch der Hauptmann als ein herrliches Schauspiel der Natur sehr lobte.

[10.40.16] Nur fragte er Mich, wie denn auch Ich, dem alle die endlos größeren Schönheiten der Himmel in jedem Augenblick zu Gebote stünden, an diesen irdischen Naturschönheiten ein Wohlgefallen haben könne.

[10.40.17] Da sagte Ich zu ihm: „Freund, so der Meister Selbst an Seinen Werken kein Wohlgefallen hätte, wer sollte es dann haben? Oder meinst du, daß der Meister alle diese Werke geschaffen hätte, so Er sicher schon gar lange vor ihrer Entstehung sie im Geiste klarst gesehen habend, nicht an ihnen ein überaus großes Wohlgefallen gehabt hätte? So du aber siehst, daß Ich ein Wohlgefallen an dieser Morgenszene habe, so wird dir nun der Grund davon wohl einleuchtend sein?“

[10.40.18] Sagte der Hauptmann: „Siehe, o Herr und Meister, so ich nun Deine Antwort erwäge, die doch klarer als ein reinster Wassertropfen ist, da nimmt es mich nun über meine eigene Dummheit wunder, daß so etwas nicht von selbst mir in meinen sonst doch eben nicht zu sehr verschlagenen Sinn hatte kommen können, da ich ja doch nicht nur fest glaube, sondern auch überzeugend weiß, wen ich in Dir vor mir zu haben die unermeßbar höchste Gnade habe!“

[10.40.19] Sagte Ich: „Mache dir darum nichts daraus; denn es ist von Mir aus das in dieser Welt schon also eingerichtet, daß alles erst so nach und nach sich ganz entfalten und entwickeln muß! Siehe die Entstehung des Tages, siehe die Entwicklung der Pflanzen, der Tiere und endlich um so mehr des Menschen, und du wirst es auch leicht begreifen, aus welchem Grunde dir beim ersten Eintritt in Mein Reich noch nicht alles so klar sein kann, wie es dir einmal später werden wird, wenn Mein Geist in dir sich mehr und mehr ausbreiten wird und du in einem Augenblick mehr fassen und klarer begreifen wirst, als du das bis jetzt in einem jahrelangen Denken vermochtest! Also darob magst du nun schon ganz ruhig sein, da du dich schon auf dem besten Wege befindest! Und so betrachten wir nun noch weiter die Szenen des schönen Morgens!“

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