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Großes Evangelium Johannes

37. — Die geheilte Veronika dankt dem Herrn

[10.37.1] Als der Hauptmann solches vernommen hatte aus Meinem Munde, da ward er überheiter und froh und entsandte sogleich einen seiner Unterdiener nach seinem Hause. Und dieser fand die Tochter zwar wohl im Krankenbette, aber so vollkommen gesund, daß sie als ganz frisch, munter und kerngesund aussehend und auch seiend das Bett verlassen wollte; nur ihre Mutter hielt sie davon zurück, weil sie der Meinung war, daß dieses plötzliche Gesundwerden ein gewisses letztes Auflodern der Lebenskräfte sei, auf das dann eine ebenso plötzliche volle Abspannung sämtlicher Lebenskräfte erfolge und mit ihr auch der sichere Tod.

[10.37.2] Aber der Unterdiener erzählte der Mutter von der ebenso plötzlichen Heilung des Judenwirtssohnes, und wie dieser nun ganz kräftig und gesund sei, und daß derselbe wunderbar mächtige Arzt, der des Wirtes Sohn ohne alle Arznei, sondern allein durch sein Wort geheilt habe, auf die glaubensvolle Bitte des Hauptmanns vor wenigen Augenblicken Zeit denn auch durch sein unbegreiflich allmächtiges Wort die Tochter von allen ihren Leiden geheilt habe.

[10.37.3] Die Mutter solle das glauben, die völlig gesunde Tochter das Bett verlassen lassen und sie sogleich zu dem Judenwirte bringen, allwo eben der wunderbare Arzt mit mehreren seiner Gefährten und auch der Hauptmann weilen. Die Tochter solle dort zu ihrer noch größeren Stärkung einen Wein und auch Speise nehmen.

[10.37.4] Auf diese Besprechung ließ die Mutter die Veronika das Bett verlassen.

[10.37.5] Diese tat das pfeilschnell und kleidete sich so zierlich wie möglich; denn sie wollte vor Mir so rein und geschmückt erscheinen, als so sie zu einem Könige zu kommen hätte.

[10.37.6] Als sie nun ganz gekleidet und geschmückt war, nahm sie auch einen schönsten Goldbecher mit sich, um ihn Mir zu verehren.

[10.37.7] Also kam sie denn auch, geleitet von der Mutter und von dem Unterdiener, zu uns, und ihre erste Frage war (Veronika): „Wo ist mein Heiland, mein Gott und mein Herr?“

[10.37.8] Sagte Ich: „Ich bin es! Hierher komme und stärke dein Herz mit dem Weine und Brote, das Ich aus den Himmeln auf diesen Tisch gesetzt habe!“

[10.37.9] Als Veronika solches von Mir vernommen hatte, da fiel sie vor Mir auf die Knie nieder und sagte: „O Du mein guter, lieber und göttlicher Heiland, wie kann ich, eine arme, sündige Heidin, Dir für Deine mir erwiesene übergroße und nieverdiente Gnade danken, daß mein Dank Deinem göttlichen Herzen wohlgefällig werden möchte?“

[10.37.10] Sagte Ich: „Erhebe dich nur und setze dich zu Mir, und trink und iß – denn dadurch werden noch kräftiger dein Herz und deine Seele –; dann wollen wir in aller Liebe und Zärtlichkeit der Himmel über die Mir allein wohlgefällige Art des Dankes reden.“

[10.37.11] Hierauf erhob sich die nun überaus schöne Veronika, stellte vor Mich den Goldbecher und sagte voll Rührung und dabei aber doch mit einem römischen Wahrheitsernst: „O Du Herrlichster aller Herrlichen, Du Herr aller Herren, Du König aller Könige, Du Gott aller Götter, verschmähe dieses mein Kleinod nicht! Ich weiß und fühle es in meiner Seele, daß es Deiner zu unwürdig ist; aber gedenke, daß es Dir ein Dich liebendes und nur von Dir geheiltes Herz reicht, und verschmähe es darum nicht!“

[10.37.12] Sagte Ich: „Ja, was Mir von solch einem Herzen dargereicht wird, das wird von Mir auch angenommen, und Ich werde nun aus diesem Kelch den Wein trinken; und da hast du denn Meinen Becher, aus dem Ich getrunken habe, und trinke den Wein daraus!“

[10.37.13] Da nahm die Veronika Meinen nur irdenen Becher, trank daraus und sagte darauf: „Oh, um wie viele Königreiche ist dieser Becher mehr wert als der, den ich Dir zu weihen mich unterfangen habe; denn ich fühle es nun, nachdem ich getrunken habe aus diesem Becher, daß ich nicht nur den stärkendsten Wein für den Leib, sondern auch die Kraft des ewigen Lebens meiner Seele mit getrunken habe!

[10.37.14] O trinket doch alle mit mir aus diesem Becher, die ihr noch zweifelt am ewigen Leben eurer Seele, und ihr werdet zum ewigen Leben gestärkt werden!“

[10.37.15] Hier schenkte sie den Becher voll ein und reichte ihn ihrem Vater, der bisher noch nichts von unserem Weine gekostet hatte, und er leerte ihn ganz, küßte darauf den Becher und stellte ihn, Mir dankend, wieder vor die Tochter.

[10.37.16] Der Hauptmann konnte sich nicht genug verwundern über die außerordentliche Güte des Weines und sagte auch, daß er nun wahrzunehmen anfange, daß er eine Seele habe, die in sich eine ewige Lebensfortdauer fühle, und daß er darob im höchsten Grade froh sei. Darauf tranken auch sein Weib, seine Unterdiener und am Ende der griechische Heidenwirt.

[10.37.17] Als dieser den Wein verkostet hatte, da fragte er sogleich den Judenwirt, sagend (der Griechenwirt): „Woher hast du diesen Wein bezogen? Denn solange ich lebe und nun selbst Wirt bin, habe ich nie einen solchen Wein gekostet! Ich habe für besondere Gäste, so sie es wünschen, doch auch ganz gute Weine in meinem Keller und habe dir schon zu öfteren Malen damit ausgeholfen, und du kannst es sagen, daß ich dir niemals mit etwas Schlechtem aufgewartet habe. Aber solchen Wein habe ich niemals besessen! Woher hast du ihn bezogen? Sage es mir, damit auch ich mir einen verschaffe!“

[10.37.18] Sagte der Judenwirt: „Freund, das wird dir schwer möglich werden; denn derlei Wein wächst auf der ganzen Erde nicht! Hast du denn nicht vernommen, was der große Wunderheiland zu der Tochter unseres gerechten Hauptmannes gesagt hat, woher dieser Wein gekommen ist? Siehe, aus den Himmeln Gottes, aber nicht etwa eures Phantasiegottes Bacchus, sondern aus den Himmeln unseres einen und allein wahren Gottes, dessen Gesandter eben dieser erhabene Wunderheiland höchst sicher und gewiß ist! Also ist es und nicht anders, und es wird dir schwer werden, um dein Geld von dieser Gegend einen solchen Wein dir zu verschaffen!“

[10.37.19] Sagte der Griechenwirt: „Wie bist denn dann du dazu gekommen?“

[10.37.20] Sagte der Judenwirt: „Da mußt du nicht mich, sondern den großen Meister fragen, dem alle Dinge möglich zu sein scheinen, und von dem ich nun auch das glaube, was der Hauptmann und seine Tochter ausgesprochen haben. Mit dem Meister also rede; denn ich als ein schwacher Mensch noch voll geistiger Blind- und Torheit weiß nichts und verstehe nichts!“

[10.37.21] Auf das schwieg der Griechenwirt.

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