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Die Fliege

[6.10] Aber ihr werdet euch vielleicht denken und dann sagen: „Nein, das geht aber doch etwas in's zu Außerordentliche über! Eine Fliege solle solch' einen Wirkungskreis haben! —

[6.11] Und Ich sage euch darauf: Nicht nur einen solchen Wirkungskreis, von dem ihr jetzt erst ganz etwas Unbedeutendes kennet, sondern einen solchen Wirkungskreis hat dieses unscheinbare Geschöpfchen, daß er für euere Begriffe so gut wie unendlich ist; denn sollte Ich euch alles kund geben, was dieses Thierchen betrifft, so würden hunderttausend Schreiber in einer Million von Jahren nicht fertig werden, so sie auch Tag und Nacht ohne Unterlaß schreiben möchten.

[6.12] Also wundert euch nicht zu hoch über diese etlichen Punkte nur, die Ich euch bekannt gegeben habe. Wer aber da einen richtigen Weg gehen will, der denke, daß von Mir aus jedes noch so unscheinbare Ding einen unendlichen Werth hat.

[6.13] Solche Gedanken werden jedem Menschen sehr gut zu statten kommen, da sie für's Erste ihn im beständigen Zustande der Demut erhalten, andererseits aber auch klärlich zeigen werden, auf welchem Standpunkte sich sonach erst ein gerechter Mensch befindet, an dem doch sicher mehr gelegen sein wird, als an einer ganzen Trillion von Fliegen. —

[6.14] Doch da wir uns nun im Gebiete der Fliegen befinden, so wollen wir denn auch nicht den Wert eines Menschen ermessen, sondern wollen dafür diesem schon besprochenen Nebenzwecke der Fliege noch eine kleine Aufmerksamkeit schenken.

[6.15] Ihr werdet auch bemerkt haben, daß die also gesättigten Fliegen dann sehr gerne auf glänzende Gegenstände fliegen und dieselben nicht selten ganz gewaltig beschmutzen. Da werdet ihr, Meine lieben Kleinen, auch wohl untereinander fragen: Sollte etwa das gar auch noch etwas Nützliches sein? —

[6.16] O ja, sage Ich euch; dieses ist gar sehr nützlich, und wäre ohnedem die vorher besprochene chemische Arbeit dieser Thierchen nur zur Hälfte nützlich, so dieser zweite geringfügig scheinende Akt nicht sobald erfolgen würde.

[6.17] Wir wissen schon aus dem Früheren, daß die Fliege zu allermeist eine negativ elektrische Nahrung zu sich nimmt, und ist somit ein wahrer Giftsauger, sowohl aus der Luft, von Menschen und von Tieren, und von all' den Speisen, die der Mensch genießt.

[6.18] So kann demnach auch ihr Unrat, wenn gerade auch nicht mehr schädlich giftig, aber doch rein negativ elektrisch sein. Wir wissen aber auch, daß die positive Elektrizität sich zumeist an die polierten Gegenstände drängt. Sehet, jetzt werden wir es bald heraus haben! Damit sich dann aber in einem an positiver Elektrizität armen Gemache die wenige Elektrizität, die da an den polirten Gegenständen sich aufhält, gehörig vertheilet, so bekleistern diese Chemiker sorgfältig solche polierte Gegenstände, wodurch dann diese an der Kraft stets mehr und mehr verlieren, die nöthige und der Zimmerluft unentbehrliche Elektrizität anzuziehen. Wenn ihr etwa dieses schwer glauben sollet, so stellet nur vergoldete Gegenstände in ein solches Zimmer, und ihr könnet versichert sein, daß sie von diesen Chemikern binnen kurzer Zeit also bekleistert werden, daß ihr gar wenig vom Golde mehr werdet durchblitzen sehen.

[6.19] Ja, warum haben aber diese Thierchen gerade auf das Gold eine solche Passion?

[6.20] Darauf sage Ich euch nichts anderes, als, warum vergoldet ihr denn euere Blitzableiter? —

[6.21] Ihr müsset darauf antworten, weil das Gold namentlich die positive Elektrizität außerordentlich stark an sich zieht. Aber, werdet ihr sagen, die Fliegen beschmutzen auch die Fensterscheiben, und das Glas ziehet bekannterweise die Elektrizität nicht an;

[6.22] das ist zwar wahr, aber Ich frage euch dagegen: Warum verwendet man denn gläserne Scheiben oder Cylinder als wohltaugliche Mittel, um die in der Luft freie Elektrizität durch eine geringe Reibung ersichtlich zu machen? —

[6.23] Sehet, jetzt habe Ich euch schon wieder gefangen, und gebe euch zur Antwort: weil die Elektrizität sich eben an den Glasscheiben vorzugsweise gerne ansammelt, und wenn diese dann nur ein wenig gerieben werden, so wird sie auch sobald ersichtlich.

[6.24] Da wir nun solches wissen, so können wir ja auch füglich unsere kleinen Chemiker dahin schmutzen lassen, damit diese Elektrizitätshalter stets rauher werden, und daher stets untauglicher, die Elektrizität an sich zu halten, und diese dadurch gezwungen wird, sich mit der andern Zimmerluft gerechter zu vermengen. —

[6.25] Nun, was sagt ihr jetzt dazu, so ihr das Gesagte nur ein wenig aufmerksam durchgehet? — Sehet also, nicht einmal ein alter, unbedeutender Fliegenschmutz ist ohne Meine Weisheit und Vorsehung an die Stelle gelegt, da er sich befindet, da er doch nur ein purer Unrat eines solchen unbedeutenden Thierchens ist.

[6.26] Was solle man dagegen denn einem Menschen für eine Antwort geben, der mit seiner hohen Vernunft die Bestimmung des Menschen selbst annulliert? — O der entsetzlichen Thorheit! —

[6.27] So Ich schon also sorge, daß das Allerunscheinbarste eine überaus nützliche Bestimmung in sich birgt, und einer unbedeutendsten Fliege alle ihre unscheinbarsten Verrichtungen also wohl nützend vorschreibe, um wie viel mehr werde Ich für den Menschen sorgen, der da nicht nur ein Geschöpf, sondern ein wahrhaftes Kind Meiner Liebe ist oder es zum wenigsten werden solle, d. h. daß er erkennen solle, daß Ich ihm ein Vater bin, und nicht nur ein Schöpfer, wie den Steinen und Erdklötzen.

[6.28] Es muß aber ja schon ein nur einigermaßen kindlich frommes Herz sagen, daß Ich sogar väterlich sorge für das stumme Gras des Feldes, und solches ist wahr, ja überaus vollkommen wahr; denn nur der Vater gibt Speise und Trank allen Dingen, die auf was immer für eine Art speise- und trankfähig sind. Wenn Ich aber auf diese Weise schon für die stummen Dinge also väterlich sorge, da werde Ich doch sicher für diejenigen Wesen um so mehr als Vater sorgen, die Ich wahrhaft nach Meinem Ebenbilde als Kinder aus Meiner Liebe hervorgehen ließ!

[6.29] Solches beachtet wohl! und es ist sicher der Mühe wert, Meine väterliche Sorge an den kleinen Dingen zu beachten, damit es dem Zweifler doch einmal klar werden möchte, daß Ich nicht ein alles fressender, unbegreiflicher Macht-Gott bin, sondern daß Ich nur einzig und allein ein wahrer Vater bin allen Meinen lieben Kindern, und bin kein verschwenderischer Vater, sondern ein überaus wirtschaftlicher, der Ich sogar den Unrat einer Fliege zum Besten Meiner Kinder zu verwenden weiß.

[6.30] Ja, Ich sage euch, da gibt es noch zahllose und viel unbedeutendere Dinge, und doch lasse Ich das Allerunendlichgeringe nicht zu Grunde gehen; — da Ich demzufolge doch sicher nicht ein alles auffressender Gott, sondern ein selbst das Geringste erhaltender Vater bin, und wirtschafte also überaus getreu für Meine Kinder, — wie groß muß demnach die Blindheit der Menschen sein, die Mir Meine unablässige, allerkümmerlichste Vatersorge um Meine Kinder streitig machen will?!

[6.31] O Meine lieben Kindleins! glaubet es Mir sicher, Ich bin Tag und Nacht sogar für das Wachsthum eines jeden Härchens auf euerem Leibe besorgt, was doch gar bald samt dem Leibe in die Verwesung übergehen wird; um wie viel mehr erst werde Ich dann sicher besorgt sein für euere unsterbliche Seele, und eueren ewigen Geist aus Mir!

[6.32] Ja, ja, Meine Lieben! Beachtet nur diese kleine Fliege, sie singe euch wahrlich vom Siege, welchen ihr aber erst vollkommener in der nächstfolgenden positiv-polarischen Darstellung deutlicher und deutlicher erkennen werdet.

[6.33] Und so lassen wir es für heute bei dem bewendet sein!

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