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Die drei Tage im Tempel

[2.11] Aber der Älteste brummte etwas in seinen Bart hinein, und Ich fragte hernach den menschlicher aussehenden Schriftgelehrten bezüglich der Geburtsgeschichte in Bethlehem. Aber auch dieser sagte so ganz weitwendig:

[2.12] „Ja, du mein lieber, recht holder Knabe, mit jener glücklicherweise total verrauchten Geschichte, die in jener Zeit vieles von sich reden machte, ist nun und besonders in Bezug auf die dunkle Weissagung des Propheten Jesajas, der nur für seine Zeit in stets dunklen Bildern weissagte, so viel als nichts. Denn die Alten haben sich, glaube ich, wie ich es vernommen habe, nach dem bekannten Herodischen Kindermord von Bethlehem – bei welcher Gelegenheit sicher auch ihr aus dem Morgenland begrüßter König der Juden geschlachtet ward – gar aus ganz Judäa irgendwohin geflüchtet und leben vielleicht gar nicht mehr. Denn man habe nachher nichts mehr von ihrem Dasein vernommen.

[2.13] Es mag immer etwas an der Sache gewesen sein, denn sie habe damals viel Aufsehen gemacht. Aber merkwürdigerweise sei in wenig Jahren darauf derart alles in das Meer der gänzlichen Vergessenheit gesunken, dass nun wohl kein Mensch mehr nur mit einer Silbe irgendeine Erwähnung davon mache und es sich auch nicht der Mühe lohne darüber ein Wort zu verlieren. Simeon und Anna aber wären zwei bekannte alte Tempelschwärmer gewesen, die bei gar manchen Knaben ihre messianischen Bemerkungen in einem mystischen Ton gemacht haben und dadurch recht viele schwache Eltern ganz ordentlich verrückten.

[2.14] Als Gott Moses auf Sinai die Gesetze gab, da bebte nahe der ganze Erdkreis, und die Geschichte in der Wüste hatte bei vierzig volle Jahre gedauert, und es musste da schon nahe alle Welt die Allgewalt Jehovas anerkennen. Umso mehr wird sich der in diese Welt kommende Messias, von dem David sang: ‚Macht die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit! Macht die Tore weit und die Türen der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! Wer ist der König der Ehren? Es ist der Herr Zebaoth, Er ist der König der Ehren!‘, sicher noch mehr die ganze Welt erbeben machend zeigen!

[2.15] Und du, mein holder Knabe, wirst sonach wohl einsehen, dass es da mit der Geburt in Bethlehem, die bereits ganz verschollen ist, bezüglich des anzuhoffenden Messias wohl seine sehr geweisten Wege haben werde. Bedenke nur, wie Ihn David angekündigt hatte, und was man zuvor tun solle, so der große König der Ehren aus den Himmeln zu den Juden kommen werde, und bedenke auch, dass da alle Juden zuvor sicher mehrere Jahre werden von großen Propheten, als wie vom Elias, der in jener Zeit dem Herrn der Ehren vorangehen werde, aufgefordert werden, das ins Werk zu setzen, was der große König David anbefohlen hatte, um sich auf solch eine ungeheure Ankunft des allerhöchsten Gottes wohl vorzubereiten!

[2.16] Denke du, holder Junge, darüber nur nach, und es wird dir dann schon einleuchtend werden, dass ein Jehova Zebaoth nicht gar so leichten Kaufes in die Welt kommen werde. Und darum gehe nun und frage um dergleichen nicht wieder!“

[2.17] Darauf erst machte Ich dann die schon früher bekanntgegebene Bemerkung, die den reichen Mann aus Bethanien bewog, für Mich die große Besprechungstaxe zu zahlen, um Mich zu vermögen, über die von Mir gegebene Vorfrage weitere Einreden zu machen und Mich darüber auch noch weiter über die auf den Messias lautenden Texte im Jesajas auszusprechen, denn er war einer der wenigen, der nun den König der Ehren nach Elias nicht mehr im Sturm oder Feuer, sondern im sanften Windessäuseln erwartete.

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