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Dreitagsszene Jesu im Tempel

[1.10] Wer sich da wollte besonders vormerken lassen gegen eine kleine Taxe, der konnte es thun, weil er dadurch früher zur Prüfung kam, aber die Taxlosen mußten dann gewöhnlich die letzten sein, und mit ihrer Prüfung nahm man sich schon durchaus nicht viele Mühe, und die Zeugnisse blieben gewöhnlich aus; man versprach ihnen wohl solche einmal nachzutragen, woraus aber gewöhnlich nie was geworden ist!

[1.11] Manchmal aber geschah es auch, daß Knaben von sehr viel Geist und Talent denen Prüfern auch Gegenfragen stellten, und Aufklärungen über Dies und Jenes aus den Propheten verlangten. Bei solcher Gelegenheit gab es unter den Prüfern dann gewöhnlich verdrüßliche und ärgerliche Gesichter; denn die Prüfer waren selten in der Schrift und in den Propheten irgend mehr bewandert, als heut zu Tage die sehr mager gestellten ABC-Lehrer. Sie wußten nur so viel, um wie viel sie zu fragen hatten, – darüber hinaus sah es gewöhnlich sehr finster aus!

[1.12] Es saßen aber bei den Prüfungen gewisser Art als Prüfungs-Commissaire wohl auch einige Aelteste und Schriftgelehrte; sie prüften aber nicht, sondern horchten bloß nur zu, was da geprüft ward; – nur im vorerwähnten besonderen Falle, so es sich der Mühe lohnte so wie so, fingen sie an sich zu rühren, und verwiesen zuerst so einem Frage stellenden Knaben seine unkluge Vermessenheit, der es gewagt hatte, seine Prüfer in eine unangenehme Zeit zersplitternde Lage zu versetzen!

[1.13] So ein Knabe wurde, so er sich nicht zu leicht einschüchtern ließ, und bei seinem Vorhaben und Begehren verharrete, mehr des Scheines vor dem Volke, als irgend der tiefern Wahrheit wegen ad interim auf die Wartseite gestellet, und mußte auf die für dergleichen kritische Fragen gegebene erklärende Antwort bis zu einer gewissen Stunde am Abende warten, allwann er dann erst eigens vorgenommen wurde.

[1.14] Kam dann die anberaumte Stunde, so wurden stets mit einigem Unwillen solche Knaben aus ihrem Verstecke hervorgeholt, mußten ihre schon früher gestellten Fragen wiederholen, und einer der Aeltesten und Schriftgelehrten gab dem Fragesteller gewöhnlich eine sehr mystische und so viel als möglich verworrene Antwort, – aus welcher der Knabe offenbar nicht klüger wurde, und das Volk schlug sich dabei auf die Brust, und bewundert tief, dumm, stumm, taub und blind die unerforschliche Tiefe des Geistes Gottes durch den Mund eines Aeltesten und Schriftgelehrten, und verwies am Ende eines solchen Knaben unbesonnene Keckheit!

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